Urlaubsstimmung am Eisernen Steg: Schon eine Stunde vor Abfahrt des Schiffs wartet eine Gruppe älterer Damen und Herren mit Sonnenhüten voller Vorfreude darauf, endlich wieder an Bord zu gehen. Die 79-jährige Gertrud Wieser war schon so oft dabei, „das kann ich gar nicht mehr zählen“. Der alljährliche Schiffsausflug der Alten- und Weihnachtshilfe der Frankfurter Rundschau sei immer wieder „etwas Außergewöhnliches, da kommt man endlich mal wieder raus“.
Bei der Hitze Ende vergangener Woche sind jedoch besondere Strategien gefragt. Gertrud Weiser will sich heute schnell ein Schattenplätzchen suchen und ihren Sonnenhut immer wieder benässen. Denn das Wichtigste sei „einen kühlen Kopf zu bewahren“! Um halb elf beginnt die Fahrt mit der „Wappen von Frankfurt“. Dieses Jahr geht es nach Hanau, wo das Schloss Philippsruhe mit dem darin beheimateten Historischen Museum und dem Papiertheater-Museum besichtigt werden kann.
Wer will, kann stattdessen auch in der Altstadt und am Mainufer spazieren oder einfach an Bord im Schatten bleiben – nicht alle der rund 200 Passagiere sind ganz fit zu Fuß. Für alle, die Hilfe benötigen, kann eine Begleitperson mit zur Schifffahrt kommen. So auch für Roswitha Teiß, deren Tipp gegen Falten ein herzliches Lachen ist. Obwohl sie selbst in Hanau lebt, kommt sie zur Schifffahrt dorthin natürlich trotzdem mit. „Ich freu‘ mich jedes Mal so sehr darauf, egal wie und wo und was gemacht wird, das ist immer toll. Ich bin 80 Jahre alt, und man soll das Leben ja noch mal genießen, solange es geht, deswegen komme ich immer.“
Für sie ist dies schon die fünfte Schifffahrt mit der Altenhilfe der FR, jedoch die erste ohne ihren Mann, der vor sieben Monaten gestorben ist. Auf dem Schiff werden Mittagessen, Getränke sowie Kaffee und Kuchen gereicht. Detlef Marinescu sagt schmunzelnd, er habe vorausgeplant und „heute extra noch nichts gegessen“. Der 78-Jährige ist mit seiner Schachclique aus dem Hausener Freibad schon ein paar Mal mitgefahren und freut sich sehr: „Schach spielen auf dem Schiff – das ist immer was Besonderes.“
Günther Hahn ist zum ersten Mal dabei, er habe gar nicht lange gezögert, so ein Abenteuer lasse er sich nicht entgehen. Denn seine Devise lautet: „Das Leben spielt sich jetzt ab.“ Der 68-Jährige hofft, dass er heil zurückkehren wird bei der Hitze, und sagt dann schnell: „Doch klar, ich hab ja schon einiges hinter mir. Nur die Mondlandung fehlt noch, das mache ich nächstes Jahr!“
Hans-Dieter Klein, der Vorstandsvorsitzende der Altenhilfe der FR, fühlt sich gewappnet gegen die Hitze: „Einige sind zwar unvernünftig und setzen sich direkt in die Sonne, da müssen wir dann eben mal was sagen. Aber wir haben ja die Malteser dabei. Und genug Wasser gibt es auf jeden Fall auch, notfalls holen wir noch mal einen Eimer aus dem Main hoch!“ Insgesamt ist trotz Hitze auch alles gut gegangen: „Alle sind bester Laune“, sagt Klein. Nur einem Passagier sei übel geworden – es ist eben eine Schifffahrt.