Bild: Monika Müller
Lieselotte K. ist eigentlich waschechte Berlinerin. Erst 2005 kam die heute 83-Jährige nach Frankfurt. Seither wohnt sie in einer kleinen Altbau-Wohnung im 1. Stock. Nach einer Operation am Herzen wollte sie näher bei ihrer Tochter sein, die in der Nachbarschaft wohnt.
Die wenigen Stufen ins Erdgeschoss und aus dem 30er-Jahre-Backsteingebäude heraus kann sie nur noch selten bewältigen. Wenn es doch einmal vor die Tür geht, dann im Rollstuhl. Vor allem das vergangene Jahr sei hart gewesen. „Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer Bahn und die fährt dann einfach bergab“, sagt sie und ahmt mit der Hand die ungebremste Talfahrt nach. Besonders die heißen Sommermonate seien eine Qual gewesen.
Seit drei, vier Jahren plagen sie Augenprobleme, sie leide an einer Makuladegeneration. „Ich erkenne nichts richtig, wenn ich was suche, wenn ich was schreiben möchte, dann ist das unmöglich.“ Nur Schatten sehe sie noch.
„Eigentlich war ich nie auf fremde Hilfe angewiesen“, sagt sie. Doch inzwischen sei ihr Zustand so ernst, dass sie jemanden brauche, der ihr zur Seite steht. Dieser Jemand ist Herr S. Er ist zwanzig Jahre jünger und die beiden leben schon seit rund 40 Jahren zusammen. Inzwischen sei er derjenige in der „Lebensgemeinschaft“, der einkauft, kocht und die Wäsche macht.
In den 70er-Jahren hätten sie sich in West-Berlin kennengelernt und gemerkt, dass sie „auf der gleichen Wellenlänge“ seien. „Freiheitsliebend, zukunftsorientiert, selbstbestimmt“, so fasst es S. zusammen. Lieselotte K. war damals schon drei Mal geschieden und hatte ihre beiden Kinder allein großgezogen, „Ich bin immer eine Kämpferin gewesen, hatte immer Lebensmut und den will ich mir erhalten“, sagt sie.
Etwas mehr als 400 Euro beträgt ihr Rente. Das reicht nicht, um über die Runden zu kommen. Unter die Arme greift da das Sozialamt, das ihr Grundsicherung zuweist und ihren Teil der Miete übernimmt. „Große Sprünge kann man aber nicht machen“, sagt sie.
Die FR-Altenhilfe sei da wie „ein Geschenk“, über das sie sich immer sehr freut, sagt S. Einerseits die Ausflüge, bei denen sie immer gerne mitfahre. „Wir leben sonst sehr zurückgezogen“, so S. Und andererseits das Geld, mit dem sie auf Dinge für den alltäglichen Gebrauch spare, derzeit ein Bett. „Ein richtiges Bett“, so Lieselotte K., „das alte kracht und knarzt nämlich.“ jjm