Der Samstag ist für Elfriede F. immer ein wichtiger Tag in der Woche. Dann wird die 85 Jahre alte Frau von ihrer Nichte in Maintal besucht. Sie hilft ihr beim Einkaufen und beim Gang in die Stadtbücherei. Dort deckt sich Elfriede F. mit Lesestoff bis zum nächsten Samstag ein.
Für Bücher, und sie liest viel, fehlt Elfriede F. das Geld. Mal leiht oder kauft sie sich eine Illustrierte, um wenigsten von fern am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben – und nicht nur über den Fernseher. Hobbys habe sie keine, sagt F., die seien ohnehin finanziell kaum leistbar. Ihre Rente reiche ja noch nicht einmal für alles Notwendige, bemerkt sie. Die Seniorin würde daher ohne einen Mietkostenzuschuss für ihre kleine Wohnung nicht über die Runden kommen.
Elfriede F. wurde in der damals noch eigenständigen Gemeinde Dörnigheim geboren, heute ein Stadtteil von Maintal. Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung zur Hotelfachkraft. Die in der Branche üblichen Wanderjahre führten sie nach Siegburg. „Weiter war ich nicht weg, schon gar nicht im Ausland“, sagt sie. „Morgens machte ich das Frühstück für die Gäste und anschließend die Betten“, erzählt sie. „Mehr als 30 Jahre war ich in diesem Beruf tätig und immer halbtags.“
Elfriede F. heiratete, die Ehe blieb kinderlos. 2002 verstarb ihr Mann. Viel Rente habe auch er nicht erhalten. „Mein Mann war Baggerfahrer, aber immerhin, es ging uns besser“, sagt sie. Sie habe jedoch keinen Grund zum Jammern. Die materiellen Wünsche seien mittlerweile bescheiden geworden. Die Wohnung habe genug Möbel, der Zustand sei auch noch in Ordnung, und sie selbst habe zwar ältere, jedoch ausreichende Kleidung. Was sie sich von dem Geld der FR-Altenhilfe leisten wird, hat Elfriede F. noch nicht geplant. Auf jeden Fall werde etwas „Schönes zum Anziehen“ darunter sein.
Die Wohnung ist für Elfriede F. zum Lebensmittelpunkt geworden. Denn viel hinaus kommt die Rentnerin nicht. Zum einen bleibe dafür im Monat kein Geld übrig, zum anderen lasse seit einigen Jahren ihre Gesundheit auch keine Spaziergänge im Park oder am Mainufer mehr zu. „Nach fünf Operationen am Bauch ist es mit dem Laufen vorbei“, sagt sie. Elfriede F. wahrt dennoch ihre Eigenständigkeit und erledigt ihren Haushalt weitgehend allein. „Ab und an kommt mal eine Pflegekraft vorbei, schaut nach mir und hilft“, sagt die 85-Jährige. Ansonsten gibt es keinen Besuch, mit Ausnahme des Samstags. sun