Seit er in Ruhestand ist, bleibt Philipp K. nicht viel Geld zum Leben. Immerhin kommt der Pflegedienst drei Mal die Woche zu ihm.
Der Zeigefinger schnellt in die Höhe, das Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse: „Da mach ich ’nen Satz durch die Decke“, beschreibt Philipp K. die stechenden Schmerzen, die ihm seine Hüftgelenksarthrose bereitet. Die abfotografierte Röntgenaufnahme auf seinem Handy zeigt graue, verschwommene Konturen: „Kein Knorpel, nix“ sei da mehr.
„Jedes Aufstehen“, sagt der großgewachsene Mann, „muss wohlüberlegt sein, damit du nicht die Wege zwei oder drei Mal machst.“ Denn einmal auf den Beinen, ist er nur dank zweier Krücken mobil. Da er auch an Diabetes erkrankt und der linke Unterschenkel entzündet sei, käme den Ärzten zufolge auch keine Operation infrage.
Sein Wohnzimmer hat er sich deswegen wie eine Kommandozentrale eingerichtet: Unterlagen, Medikamente, Schuhe, Telefon und Computer sind um seinen Drehstuhl herum angeordnet. Da er allein lebt, seit seine Mutter vor mehr als 20 Jahren starb, muss er alles weitere selbst von A nach B tragen. Immerhin kommt der Pflegedienst drei Mal die Woche.
Früher war Philipp K. viel unterwegs. Seine Zeit als Textilunternehmer führte ihn nach Stuttgart, Köln und Düsseldorf. Doch das Geschäft endete jäh in der Pleite und Privatinsolvenz. So kam er mit Umweg über die USA und Tobago Anfang der 1990er Jahre zurück in den Frankfurter Norden. Er zog wieder zu seiner Mutter und arbeitete bis zum Ruhestand noch einige Jahre als Netzwerk-Administrator.
Auf der Strecke blieb dabei auch der Kontakt zur eigenen Familie. Nur zu seinem Sohn in den USA habe er noch Kontakt. „Doch da ist ein Loch“, sagt er, „und du kannst die Zeit nicht mehr einholen, die du früher verloren hast.“ Er bedaure es, nicht mehr Verantwortung übernommen zu haben.
Trotz aller Tiefpunkte hat er sich Humor erhalten, auch wenn es meist Galgenhumor ist. „Statistik des Grauens“ lautet die Überschrift auf einem Zettel, auf dem er seine finanzielle Lage notiert: Zu 490 Euro Rente kommen gut 550 Euro Grundsicherung. Nach Abzug der Miete, Versicherung, Stroms und Lebenshaltungskosten bleibe kaum etwas übrig.
Auf die FR-Altenhilfe wurde er erst vor zwei Jahren aufmerksam. Das Geld schließe Lücken und er könne dann auch mal wieder essen gehen oder Pizza bestellen. „In den Apple-Store kannst du damit aber nicht“, scherzt er. Jakob Maurer