Ob an die Holzkreisel und -sterne am Weihnachtsbaum, den halben Liter Kakao in der Schule oder den Urlaub im Schwarzwald: Wenn er von seiner Kindheit erzählt, fangen Siegmund T.s Augen an zu leuchten.
Auf den ersten Blick wirkt der 76-Jährige eher zurückhaltend. Er redet mit leiser Stimme in seinen dicken Schal und scheint sich noch nicht so recht sicher zu sein, was er in dem kleinen Café, in dem das Gespräch stattfindet, eigentlich tut. Hat er jedoch einmal angefangen, sprudeln die Geschichten nur so aus ihm heraus.
Er erzählt, wie er und seine drei Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester, am Wochenende Bucheckern im Wald sammelten, damit die Mutter einen Kuchen daraus zusammen mit dem ausgeteilten Milchpulver backen konnte. Oder wie er abends immer mit seiner Autorennbahn spielte, so dass die kleinen Spielzeugautos nur so durch den Raum flogen.
Über andere Themen spricht T. nicht so gerne. Er erzählt zwar bereitwillig, wie er lange Jahre seines Lebens als Einzelhandelskaufmann in verschiedenen Geschäften arbeitete, allerdings ist es eine andere Art des Erzählens, weniger enthusiastisch, mit weniger Feuer. Stets ist er darauf bedacht, nicht zu viel preiszugeben. Er fragt oft nach, ob er wirklich auf eine Frage antworten muss.
Dabei hat der gebürtige Berliner auch von heute viel zu erzählen. Zu seinen Geschwistern hat er heute noch ein sehr enges Verhältnis. So pflegt er seine ältere Schwester, putzt und räumt auf. Regelmäßig besucht sie zusammen mit seiner Freundin, mit der er seit 20 Jahren zusammen ist, Opern, Theaterstücke und Kinofilme.
Finanziell ist die Situation von Siegmund T. angespannt. „Ich kriege längst nicht so viel Rente, wie ich bekommen sollte, nach den Jahren harter Arbeit“, erzählt er traurig. In der Rundschau las er von der Altenhilfe und dachte, es könnte nicht schaden zu probieren hineinzukommen. Er war überrascht, als es tatsächlich klappte. Von dem Geld kauft sich T. hauptsächlich Lebensmittel und Medikamente, oft auch Geschenke für die Familie oder seine Freundin.
Trotz einiger gesundheitlicher Probleme geht es T. eigentlich noch gut. „Einige schöne Jahre voller Zufriedenheit“, wünscht er sich für die Zukunft. Hauptsache, er bleibe gesund, sagt er. Und dann erzählt er eine weitere Kindheitsanekdote. prjb