Auch wenn es Erich N. selbst nicht leicht hat, denkt er immer noch an Menschen in seinem Umfeld. Sei es beim Seniorennachmittag in seinem Ort, bei dem er sich engagiert, oder für Nachbarn im Mietshaus, die er in ihrem Alltag unterstützt.
Der 82-Jährige versucht seine Hilfe anzubieten, so gut es geht. „Ich bin halt ein guter Kerl“, sagt N. und lacht. Und das, obwohl er finanzielle und gesundheitliche Probleme hat. „Der größte Teil meiner Rente geht für die Miete drauf und ich muss sehen, wie ich zurechtkomme“, sagt Erich N., der auf Hilfe vom Sozialamt angewiesen ist.
Bis zu seinem Ruhestand vor 15 Jahren arbeitete er als selbstständiger Großhändler und verkaufte Briefumschläge. Finanzielle Reserven habe er nicht bilden können, weil regelmäßig Investitionen nötig gewesen seien, in Lagerräume etwa. „Das Geld war immer unterwegs“, sagt N.
Gemeinsam mit seiner Frau, mit der er auch nach der Scheidung weiter zusammen arbeitete, betrieb er den Großhandel. Lange lief das Geschäft gut. Einmal hätten sie zehn Millionen Kuverts an einen großen Verlag verkauft, so N. Das ist jedoch lange her und spätestens mit der Jahrtausendwende setzten sich E-Mails als elektronischer Postverkehr flächendeckend durch. Briefumschläge waren immer weniger gefragt und N. landete in der Altersarmut.
Trotzdem behielt er den Blick für andere. In seiner Freizeit ist Erich N. bis vor wenigen Jahren auf die Jagd gegangen. Bratwürste aus Wildfleisch spendete er damals regelmäßig für Grillabende von Senioren. Mittlerweile hat er sein Hobby aufgegeben. Stundenlang an einem Fleck sitzen: „Die Geduld habe ich nicht mehr“, sagt N.
Zudem sei es mit der Gesundheit kaum vereinbar. Der Pensionär hat Diabetes und einen offenen Fuß. Da sei es gefährlich, sich allein so weit draußen aufzuhalten. Vor längerem hat er seine Gewehre verkauft. Anoraks und Hosen, „noch ordentliche Sachen“, wie er sagt, habe er zur Altkleidersammlung gegeben.
Für sich selbst benötige er nicht viel. „Ich kann ja keine großen Sprünge machen und gebe kein großes Geld aus“, sagt er. Er freue sich aber, wenn er dank der FR-Altenhilfe zu Weihnachten eine Unterstützung bekomme. Er hält kurz inne und überlegt, wofür er das Geld benötige. Dann sagt er, er müsse es sich einteilen, wolle sich vielleicht „schon was gönnen“, aber „mit Maß und Ziel“.
Schließlich fällt ihm doch etwas ein: Einen Ausflug in den Spessart will er mal wieder unternehmen, dorthin, wo er früher auf der Jagd gewesen ist. Clemens Dörrenberg