Am frühen Schicksal ihrer Eltern hat auch Madeleine S. (Name geändert) ein Leben lang mitgetragen. Hinzu kam der Umzug aus dem geliebten und vertrauten Berlin nach Frankfurt.
„In Berlin hatte ich eine tolle Kindheit und viele Freunde“, sagt die 66-Jährige. In Hessen konnte sie hingegen auch über Jahre schwer Tritt fassen. Heute muss S. mit rund 150 Euro im Monat zum Leben auskommen. Eine Rente erhält sie nicht, nur die Grundsicherung im Alter. „Oft besuche ich meine Schwester und die hochbetagte, pflegebedürftige Mutter, die bei ihr wohnt. Dann kochen wir was gemeinsam. Anders könnte ich den Monat kaum überleben“, sagt die Frau.
„Wir sind KZ-Kinder“, sagt Madeleine S. Die Eltern zählten zu den wenigen Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz. Diese Zeit sei oft in der Familie allgegenwärtig gewesen. Vor allem, als Madeleine S. und ihre Geschwister eine Dokumentation über das Vernichtungslager der Nazis sahen. „Ich war danach wie traumatisiert“, erzählt sie.
Mit 20 Jahren zog sie mit den Eltern nach Frankfurt. Die Familie des Vaters lebte dort und er übernahm ein Geschäft. „In Frankfurt ging es mit mir nur bergab“, berichtet S. Sie fand schlecht Anschluss. Der Wunsch, auf das Gymnasium zu gehen, um Jura zu studieren, erfüllte sich nicht.
Sie lernte einen Mann kennen, von dem sie, unverheiratet, schwanger wurde. „Für meine Eltern war eine Welt zusammengebrochen“, erzählt sie. Hinzu kam, dass der Freund drogenabhängig war, ohne dass es S. zunächst wusste. „An seiner Rauschgiftsucht ist er im Alter von 27 Jahren gestorben“, sagt S. Einen weiteren Mann außer ihrem Sohn, den sie „abgöttisch liebt“, habe es in ihrem Leben nicht gegeben, bemerkt sie.
Alleinerziehend und mit dem Hauptschulabschluss in der Tasche waren die beruflichen Aussichten nicht rosig. Freundinnen hätten sie früh vor einer drohenden Altersarmut gewarnt. „Ich habe immer mit den Gedanken gespielt, das Abitur nachzuholen“, sagt Madeleine S. Das sei jedoch letztlich auch aus gesundheitlichen Gründen nicht gelungen.
„Heute bin ich glücklich und zufrieden, dass ich von der Stadt so unterstützt worden bin“, sagt sie. „Als ganz tolle Sache“ bezeichnet sie ebenso die FR-Altenhilfe, die S. zum zweiten Mal erhält. „Das Geld ist für mich eine sehr große Hilfe, ohne die ich mir nichts leisten könnte“, berichtet S.
Nun soll ein bisschen Hausrat angeschafft werden, ein paar Teller, Tassen, ein Topf. „Es werden auch ein paar Extralebensmittel gekauft, besonders Konserven, damit ich über längere Zeit immer genug zum Essen habe“, so die Rentnerin. Detlef Sundermann