Ihren 70. Geburtstag hat Dunja P. im vorletzten Jahr etwas größer feiern können. „70 Jahre wird man nicht immer“, sagt die Frankfurterin, der man die gesellige Ader sofort anmerkt.
Alte Freundinnen aus Tschechien wollten die gebürtige Pragerin sehen und beglückwünschen, genauso wie Bekannte aus Frankfurt und Umgebung. Dabei hat sie nur eine Zweizimmerwohnung, muss dazu von einer geringen Rente leben, die mit der Grundsicherung aufgestockt wird.
Nur durch die „sehr, sehr hilfreichen Spenden“ der Altenhilfe konnte sie ein wenig sparen, um ihre Geburtstagsgesellschaft bewirten zu können. „Das erleichtert einen ein bisschen“, sagt P., die seit zweieinhalb Jahren Unterstützung durch die Altenhilfe erhält. Zu ihrem Geburtstag kochte sie Fisch und Schnitzel. Dazu gab es Kartoffelsalat und Kuchen zum Kaffee.
„Das kostet alles Geld, auch wenn man es selber macht“, sagt die Gastgeberin. Verteilt über ein Wochenende kamen die rund 25 Gäste in Grüppchen an unterschiedlichen Tagen. So wurde es nicht zu eng in ihrem kleinen Zuhause.
Dort hat sie bis vor vier Jahren mit ihrer Mutter gelebt und diese bis zu deren Tod gepflegt. Neben ihrem 50-jährigen Sohn, der ebenfalls in Frankfurt lebt, war die Mutter die letzte Verwandte. Der Sohn stammt aus ihrer einzigen Ehe, die Dunja P. nach Deutschland geführt hatte.
Eigentlich wollte sie im Alter von 19 Jahren nur eine Freundin im Ruhrgebiet besuchen. Doch dann traf sie den Mann, den sie später heiratete. Sieben Jahre lebten sie zusammen, bauten ein Eigenheim. Dann ließ er sie für eine Jüngere sitzen. „Das war für mich damals ein großer Schock“, sagt P. „Ich stand auf einmal mit Kind alleine da.“
Trotzdem ließ sich die gelernte Hotelfachfrau und Diplom-Kosmetikerin nicht unterkriegen, zog ihren Sohn groß und ging arbeiten. Dank ihres Organisationstalents und ihrer Mehrsprachigkeit (Russisch, Englisch, Tschechisch, Deutsch) fand sie immer wieder Jobs, darunter als Filialleiterin eines Modezentrums. Doch meist waren die Arbeitgeber wenig seriös, meldeten sie bei der Rente entweder nicht an oder nur zu einem Minimalbetrag.
„Ich habe immer gerne gearbeitet, da lässt man sich auf Kompromisse ein“, sagt sie. Die letzten Jahre vor der Pension war sie nach Arbeitserfahrungen in anderen Kreditinstituten bei der Ost-West-Handelsbank beschäftigt, allerdings über eine Zeitarbeitsfirma, die den größten Teil ihres Lohnes einstrich, wie sie erst spät erfuhr. 10,50 Euro Mindestlohn erstritt sie sich dennoch mit „Ach und Krach“.
Dass sie im Alter so sparsam leben müsse, sei nicht einfach. Doch davon lässt sich die Frohnatur nicht unterkriegen, spielt regelmäßig freitags mit ihren Freundinnen Karten und ist bei ihnen als Ratgeberin für alle möglichen Themen eine gefragte Ansprechpartnerin. Clemens Dörrenberg