Anna M. (Name geändert) macht anderen Menschen gerne eine Freude, etwa mit ihrem ehrenamtlichen Engagement in einer Sozialeinrichtung oder wie dieser Tage mit dem Backen von Plätzen für die Nachbarschaft.
„So zwei Kilo werden es schon werden, die vor allem an die Kinder verteilt werden. Das macht mir viel Spaß“, sagt sie. Die Kindheit der 72-Jährigen war hingegen schon früh beschwerlich, gefolgt von den nicht einfachen Jahren beim Stiefvater in der ehemaligen DDR und von der Rückkehr nach Polen, die M. keine rosige Zukunft bescherte.
Als M. 1949 geboren wurde, gab es noch keinen Impfstoff gegen Kinderlähmung. Im 18. Lebensmonat erkrankte sie an Polio. An einem Bein blieb eine Behinderung zurück.
„In Oberschlesien habe ich einen Teil meiner Kindheit verbracht“, erzählt sie. Sie sei dann mit der Mutter nach Ostdeutschland gezogen. Ihr Stiefvater sei ein schwieriger Mensch gewesen. Nach dem Tod der Mutter ging Anna M. mit 18 Jahren aus diesem Grund wieder nach Polen.
Dort hoffte sie, eine Ausbildung machen zu können. Wegen ihrer Behinderung habe sich aber keine Chance ergeben. Dazu kam noch, dass eine Lehre damals Geld gekostet hätte, das sie nicht hatte. Sie habe dann in einem Obst- und Gemüseladen gearbeitet.
Ende der 1980er-Jahre siedelte sie wegen ihres Lebenspartners nach Frankfurt um. Die Beziehung stellte sich als fragil heraus. In ihrer neuen Heimat sollte bei ihrer Ankunft alles für ein besseres Leben vorbereitet sein, habe er versprochen. Aber die Beziehung, aus der zwei Kinder hervorgingen, sei bald wegen einer anderen Frau zerbrochen.
Arbeiten in Deutschland, diese Vorstellung erfüllte sich für M. ebenfalls nicht. „Damals war ich schon um die 40 Jahre alt – und dazu noch die Behinderung“, erklärt sie. Sie habe von Sozialhilfe leben müssen.
Heute erhält Anna M. Grundsicherung. Von dem wenigen Geld, das sie habe, müsse sie derzeit mit 10 Euro im Monat auch noch den neuen Kühlschrank abzahlen. Wenn sie neue orthopädische Schuhe benötige, müsse sie bis zu 80 Euro zuzahlen, sagt M.
„Ich gucke bei den Discountern immer nach Angeboten“, sagt sie. Die Zuwendung aus der FR-Altenhilfe, die sie seit drei Jahren erhält, will M. sehr überlegt verwenden. „Ich bin keine Verschwenderin. Gekauft wird nur, was ich gebrauchen kann“, sagt sie. Detlef Sundermann