„Das muss in Ihrem Bericht an erster Stelle stehen“, fordert Emilie P. (Name geändert). „Den vielen Spendern der FR-Altenhilfe muss ich ein ganz großes Lob aussprechen und dass ich diesen Leuten dafür sehr dankbar bin“, sagt die 86-Jährige.
Die Frau, deren Stimme 30 Jahre jünger klingt, erhält seit sechs Jahren zu Ostern und Weihnachten eine Zuwendung, die sie oft für eine größere Ausgabe spart. „Mal ist es für Schuhe, mal für eine dicke Jacke und diesmal wird es eine neue Matratze sein“, sagt sie. Von dem wenigen Geld aus der Grundsicherung im Alter habe sie sich vorher kaum etwas leisten können.
Emilie P. kam in Wiesbaden zur Welt, wo sie noch heute wohnt. Sie war eines von sieben Kindern. Sie besuchte die Volksschule. Nach dem Abschluss ging Emilie P. bei einem Friseur in die Lehre.
Die Liebe hatte jedoch dazu beigetragen, dass sie ihren Beruf letztlich nicht ausübte. „Ich lernte früh meinen Mann kennen, wir heirateten ganz jung“, erzählt die Seniorin. Das war 1955, und schon bald kam der Sohn. Für Emilie P. war damit der damals klassische Wechsel in die Kindererziehung und Haushaltsführung angesagt.
Das Geld verdiente nunmehr ihr Mann als gelernter Maler und Lackierer, zunächst in Anstellung, später mit einem eigenen kleinen Betrieb. Es seien schwierige Zeiten gewesen und sie seien noch schwieriger geworden, als ihr Mann schwer an Krebs erkrankte.
Emilie P. pflegte ihren Mann über Jahre aufopferungsvoll. „Das letzte Jahr vor seinem Tod war das schlimmste, auch weil in dieser Zeit noch so viele Erkrankungen bei ihm hinzukamen“, sagt P.. Mit nur 47 Jahren sei er dann gestorben. Die Witwe ist heute selbst pflegebedürftig, sie hat Stufe 2. „Aber ich kann immer noch jeden Tag rausgehen, wenn auch nur mit dem Stock“, so P..
Nach so langer Zeit nach der Ausbildung, ohne anschließende Jahre mit Erfahrung in einem Salon, habe sie nach dem Tod ihres Mannes den Beruf als Friseurin nicht wieder aufnehmen können. Mit der Sozialhilfe wurde ihr Leben noch ein Stück bescheidener. „Meine Schwiegertochter kocht manchmal was für mich mit, das reicht dann für ein, zwei Tage in der Woche“, sagt P..
Gelegentlich strecke sie auch ihr Essen, um etwas länger davon zu haben. Sie gehöre zur Kriegsgeneration und habe die Not und deren Überbrückung schon früh kennengelernt. „Mein Vater war Bäcker, und trotzdem mussten wir mangels Ware Hunger leiden. Aber er verstand es, uns dann mit einem selbst gemachten Maisgrieß doch satt zu bekommen“, erzählt Emilie P. Detlef Sundermann