Bild: Renate Hoyer

Mit einem Mal war alles weg“, sagt Clemens A. (Name von der Redaktion geändert) beim Rückblick auf sein Leben. Er lebt heute als Rentner von der Grundsicherung und einem angemeldeten Minijob.

„Ich habe mein Auskommen mit dem Einkommen“, bemerkt er ohne Klageton. Der sparsame Umgang mit dem Geld lasse in der Woche auch mal eine Pizza zu. Wäre in seinem Berufsleben einiges anders gelaufen, könnte er heute üppiger auftischen, stellt er fest.

Vor 70 Jahren wurde A. in Frankfurt geboren. Sein Stiefvater habe ihn in die „ungeliebte Lehre zum Großhandelskaufmann“ geschickt. Nach einigen Jahren im Beruf bei einer Spedition wechselt er in die Versicherungsbranche, machte sich mit Mitte 30 mit einer eigenen Agentur selbstständig. „Das Geschäft lief sehr gut“, berichtet A.

Aber außerhalb des Berufs wechselten sich Höhen und Tiefen ab. Dreimal verheiratet, zwei Scheidungen und die letzte Ehe hat den Status Trennung. Kinder seien aus den Verbindungen nicht hervorgegangen.

Der berufliche und private Druck führte Clemens A. in die Alkoholsucht und damit zum Absturz. „2006 musste ich Privatinsolvenz anmelden. Das Gesparte, meine Rentenrücklagen waren damit verloren“, sagt er. Über Jahre habe sich das Insolvenzverfahren hingezogen.

In dieser Zeit habe es für ihn keinen Job gegeben – und danach auch nicht. „Von Hartz IV bin ich gleich in Rente gegangen“, sagt er. Etwas Altersgeld bekomme er aus der Zeit als Angestellter, das reiche gerade für die Miete der Zweizimmerwohnung. Ohne staatliche Aufstockung wäre nichts mehr zum Leben da.

„Ich bin zufrieden und dankbar im Alter“, sagt Clemens A. Einmal in der Woche arbeite er in einem Büro. Längst sei er „trocken“. Allerdings hatte die Sucht erhebliche Folgen für seine Gesundheit: Diabetes, ein zunächst unentdeckter Herzinfarkt und in diesem Jahr sei er erstmals wegen Depressionen in Behandlung. Er habe wegen seines gesundheitlichen Gesamtzustands Pflegestufe 2.

Zu diesen Schicksalsschlägen kommt noch hinzu, dass er HIV-positiv ist. „Die Werte sind jedoch unterhalb der Meldepflichtgrenze“, sagt der 70-Jährige. Er nutzt das Betreute Wohnen der Aids-Hilfe.

Die finanzielle Zuwendung von der FR-Altenhilfe hat A. bereits fest verplant. Ein Teil soll der Rückzahlung geliehenen Geldes dienen. „Nach 25 Jahren war die Waschmaschine kaputt, da hat meine Schwester mir die Kaufsumme vorgestreckt“, erläutert er. Der Rest werde für Dinge im Haushalt ausgegeben. „Da fehlt immer was.“ Detlef Sundermann

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Über die Website fr-altenhilfe.de

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Quelle:
Frankfurter Rundschau - Darmstadt vom 07.11.2022, Seite F7
Ressort:
Frankfurt
Ausgabe:
Darmstadt; Hochtaunus; Main-Kinzig; Main-Taunus; Stadtausgabe
Dokumentnummer:
fr_1627223D1D6A04233000

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