Bild: Michael Schick

Wenn Thomas F. auf seinen Lebensweg zurückblickt, nimmt das Erzählen kein Ende, dann reihen sich Orte, Begebenheiten, Schicksalsschläge. Zwei Konstanten sind jedoch immer geblieben: die Liebe zu seiner 2007 verstorbenen Frau und zu Frankfurt am Main.

„Ich bin zufrieden, wie es ist“, sagt der 81-Jährige heute – trotz einer anstehenden Operation und gesundheitlicher Probleme. Mit rund 400 Euro im Monat bestreitet der in einem Schwalbacher Mietshaus Wohnende seinen Alltag.

Für die barrierefreie, 54 Quadratmeter große Wohnung sind 340 Euro plus Umlagen fällig, die 460-Euro-Rente wird von der Grundsicherung aufgepolstert. Dass er gut zurechtkommt, sogar die beiden „Miezekatzen“ noch mitversorgen kann, ist einer lebenslang eingeübten Sparsamkeit zu verdanken.

Seine Einkäufe im nahen Discounter erledigt der auf einen Rollstuhl angewiesene Mann stets um 7 Uhr in der Früh, sammelt unterwegs noch Pfandflaschen und Büchsen ein. „Im Laden schaue ich nach den Angeboten, habe dabei meine finanzielle Lage immer im Blick.“

Sein Elternhaus – „ein Sachsehäuser Bub!“ – steht bis heute am Frankensteiner Platz, lässt aber wenig erbauliche Erinnerungen zu. Aufgewachsen mit sechs Geschwistern, sind Grobheiten und elterliches Prügeln für die Kinder an der Tagesordnung. Dieser Umgang sei für die Nachkriegszeit normal gewesen, so der ehemalige Radsportler, der schließlich in der Metzgerei Fuchs das Fleischerhandwerk erlernt.

Weil er das Töten der Tiere aber verabscheut, sattelt Thomas F. um und wird Koch. „In Frankfurt habe ich in verschiedenen Luxushotels gearbeitet, war bekannt mit Liesel Christ, Lia Wöhr, dem Günter Strack – ach, mit allen damaligen Prominenten.“

Es ist die Ära, in der er auch seine spätere Ehepartnerin, eine ausgebildete Hotelfachfrau, kennenlernt. Das Ausland reizt beide. Nach einer Station in Luxemburg lockt die Sonne des Südens: Einige Jahre wird auf Mallorca gekocht, einige weitere auf Ibiza. Das Paar pachtet und betreibt ein kleines Lokal nebst Biergarten.

1991 kommt es zu einem folgenschweren Verkehrsunfall, bei dem der Renault von Thomas F. in einen Linienbus kracht. Seine Frau ist lebensgefährlich verletzt und muss nach Deutschland verlegt werden, wo sich lange Krankenhausaufenthalte anschließen.

Trotz der niederschmetternden Umstände ist die Heimkehr in den Frankfurter Raum eine Freude: „Das hessische Gebabbel habe ich sehr vermisst!“ Nach dem Tod seiner Ehefrau erfährt der an Diabetes Erkrankte große Unterstützung von Bekannten und Nachbarn.

Zu den Verwandten bestehe längst kein Kontakt mehr, so der 81-Jährige. Langeweile kennt der Senior aber nicht, versorgt seinen Haushalt fast alleine, liest täglich die FR, besucht das Grab seiner Frau. „Es gibt viele Menschen, denen es schlechter geht.“

Beim Thema Altenhilfe heißt es: „Chapeau!“ Die finanziellen Zuwendungen verwendet Thomas F. für „wichtige Sachen“, nennt Obst, Bekleidung, Medikamente. „Natürlich lege ich davon auch immer etwas zurück.“ Für all das sei er unendlich dankbar. Olaf Velte