Fanny R.s (Name geändert) Eltern übten einen Beruf aus, den sich so manches Kind vielleicht auch für die eigenen Eltern gewünscht hätte: an vielen Tagen im Jahr auf der Kirmes in Frankfurt und Umgebung zu sein.
Die Seniorin stammt aus einer Schaustellerfamilie. „Mit der Losbude oder dem Schießstand waren wir auf dem Wäldchestag oder der Dippemess‘“, erzählt sie. So bunt und ereignisreich die Kindheit und die Jugendzeit war, wurde es für Fanny R. im Erwachsenenleben und vor allem als Rentnerin immer schwieriger. Mit ihrem früh arbeitsunfähig gewordenen Mann muss sie heute in Altersarmut leben.
Eine Ausbildung nach der Schule habe sich nicht ergeben, und das elterliche Geschäft habe sie nicht übernehmen können. „Mit 17 Jahren war ich zum ersten Mal schwanger, ich heiratete und bekam dann alle zwei Jahre ein Kind“, erzählt die gebürtige Frankfurterin.
Fünf Kinder brachte sie zur Welt. Da sei kein Platz für Ausbildung oder eine Arbeit gewesen. Die Familie habe jedoch ihr Auskommen gehabt. Ihr Mann betrieb in Bonames einen Schrottplatz, auf dem ausgediente Autos als Ersatzteilspender fungierten oder zusammengepresst als Zugabe für den Hochofen lagerten.
„Mit 50 musste er mit der Arbeit aus gesundheitlichen Gründen aufhören.“ Einen anderen Job habe es für ihn nicht mehr gegeben. „Von da an lebten wir von Hartz IV“, erzählt die 71-Jährige. Als Rentner erhalte ihr Mann nur Grundsicherung, sagt R.. Das frühe Ende des Erwerbslebens und das nicht üppige Einkommen als Selbstständiger habe dazu beigetragen. „Ich erhalte noch eine Mütterrente“, bemerkt Fanny R.. „Zusammengelegt reicht das Geld jedoch nicht zum Leben und nicht zum Sterben“, so die Seniorin.
So ist Schmalhans bei den R.s Küchenmeister. „Manchmal gibt es wochenlang kein Fleisch, bis der Monat ‚rum ist.“ Die rasant gestiegenen Energiepreise belasteten zudem die Haushaltskasse. Einen Antrag auf einen Heizölkostenzuschuss habe ihr das Sozialamt verweigert. Das bescheidene, gemietete Haus in Karben, in dem die R.s mit den Kindern wohnten, könne derzeit nicht beheizt werden, heißt es.
Fanny R. leidet obendrein an einer schweren Lungenkrankheit, die nur geringe körperliche Anstrengungen zulässt. „Wir brauchen unbedingt eine Zwei-Zimmerwohnung“, sagt sie.
Ungeachtet der Not ist Fanny R. ein Familienmensch, dafür stehen nicht allein 54 Jahre Ehe, wie sie betont, sondern auch die Beziehungen zu den 15 Enkeln und dem knappen halben Dutzend Urenkeln.
R. dankt den Spender:innen der FR-Altenhilfe, die es ermöglichten, dass sie und ihr Mann sich mal einige Lebensmittel mehr leisten können. Am Ende bleibe auch immer was übrig, um die jungen Familienmitglieder mit einer „wirklichen Kleinigkeit“ zu beschenken.
Detlef Sundermann