Seine fast 80 Jahre hört man Olaf R. (Name geändert) nicht an. Aus seiner Situation machte und macht er immer das Beste, erzählt er.
Und der Humor ist ihm beim Beschreiben seiner aktuellen Lebenslage auch nicht abhanden gekommen, wenn er sagt: „Mit 182 Euro Rente und Aufstockungen auf den Hartz-IV-Satz lebe ich wie ein Fürst.“
Dabei hatte er mit seiner Psychologenpraxis eigentlich ausreichend Geld verdient. „Mit der Scheidung ging alles den Bach hinunter“, sagt der Wahl-Oberurseler. Die private Altersversorgung sei mit einem Mal weg gewesen.
„In Erfurt geboren, in Norddeutschland aufgewachsen“, sagt R. zu seiner Herkunft. Die Lehre zum Industriekaufmann nach der Mittelschule sei nicht das Richtige für ihn gewesen. „Überall bin ich danach rausgeflogen, der Beruf war eben nicht meine Berufung“, so R. Erst als er im Außendienst als Verkäufer für Büromaschinen gegangen sein, habe er „wirklich was gelernt“ und ein Metier gefunden, das ihn gehalten habe.
Die Berufung sei es dennoch nicht gewesen, die sei später gekommen, als er in kalten Winterabenden Zuflucht in der warmen Volkshochschule gesucht habe und in Kursen für Autogenes Training gelandet sei. Diese Methode und Psychologie hätten ihn schon in seiner Jugend interessiert. „Bald war ich an drei Abenden in der Woche in Kursen“, sagt R. Und „eines Tages sagte mein Professor, halte doch mal einen Kurs“.
Erst ist es einer, dann sind es mehrere geworden und dann eröffnete R. mit 25 Jahren seine psychologische Praxis. „Damals ging das noch ohne Studium und ich hatte zufriedene Kunden“, so R. „Nach wie vor bin ich an psychologischen Themen sehr interessiert und werde ein Buch schreiben“, kündigt er an.
Olaf R. lebt allein, ist aber nicht einsam. Herumsitzen kann er nicht, er besucht lieber Freunde in Frankfurt. Fit sei er noch, denn für Krankheiten habe er keine Zeit. Früher sei er mit dem Fahrrad von Oberursel in die Nachbarstadt gefahren, das sei mittlerweile doch beschwerlich geworden.
Und so will sich der 79-Jährige von der Zuwendung der FR-Altenhilfe, die er großartig findet, ein Rentner-Jahresticket leisten. „Damit kann ich sogar in ganz Hessen herumfahren“, freut er sich. Detlef Sundermann