Mit 63 Jahren wollte Leopold H. (Name geändert) „als Dachdecker noch ein bisschen in Frankfurt arbeiten“. Doch den Spezialisten für Schieferbedachung brauchte dort niemand.
Zuvor hatte er seinen eigenen Betrieb aus Verzweiflung geschlossen. „Dann bin ich aus Trier weggegangen, um mir noch eine Anstellung zu suchen. Aus Frankfurt kam ein Angebot“, sagt H. Die Stelle und auch eine zweite bekam er nicht. H. blieb dennoch in der Stadt und lebt heute in Altersarmut.
Leopold H. hat einen wechselvollen beruflichen Weg zurückgelegt, der nach der Volksschule mit einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann begann. „In dem Geschäft wurden Gardinen, Teppiche und Tapeten verkauft. Es gefiel mir sehr gut dort“, sagt der 72-Jährige. Aber nach der Ausbildung mit 344 D-Mark netto im Monat dazustehen, das sei auch 1968 zu wenig gewesen.
Im Fußballverein – er habe mit Bundesligastar Klaus Toppmöller in der Trierer Jugend gespielt, betont H. – erhielt er den Tipp, sich bei einem Produktionsbetrieb zu bewerben. Dort stieg er wegen seiner Ausbildung bald von der Logistik in die Verwaltung auf. „Die Firma wurde nach einiger Zeit verkauft, damit mussten viele Leute raus – ich auch“, sagt H.
Was er einmal für einen Bekannten erledigte, machte er nun zum Beruf: Dachdecken. H. durchlief erneut eine Ausbildung, wurde Geselle und legte Ende der 80er Jahre seine Meisterprüfung ab. Danach eröffnete er seinen Betrieb.
„Der lief gut. Ich habe jedoch dauerhaft keine Arbeiter gekriegt“, sagt er. Meist habe er die Aufträge allein erledigt. Die Ehe, aus der ein Kind hervorging, habe darunter gelitten. Die Beziehung endete letztlich mit der Scheidung. „Alles wuchs mir über den Kopf, sodass ich eines Nachmittags alles hinwarf“, erzählt H. Er folgte einem Frankfurter Stellenangebot.
Der Senior muss sich heute mit Grundsicherung im Alter zufriedengeben. „Ich habe den Fehler gemacht, damals nur den Mindestsatz in die Rentenkasse einzuzahlen“, sagt er. In den Jahren bis zum Renteneintritt musste er zudem Hartz IV beziehen. „Wer wollte schon einen Meister einstellen“, sagt H.
Er sei dankbar für die Zuwendung von der FR-Altenhilfe, die er seit sechs Jahren erhalte. Mit dem Geld habe er etwa für einen Kleiderschrank und ein Fahrrad gespart, sagt H. Ansonsten werde beiseitegelegt, was er erübrigen könne. „Man weiß ja nie, was kommt“, sagt H. Detlef Sundermann