Vor mehr als 30 Jahren siedelte Dawina M. (Name geändert) mit ihrer Familie nach Deutschland über. Und sie konnte hier sogar in ihrem vorherigen Beruf tätig werden, wenngleich nicht sofort in Vollzeit.
Für ein auskömmliches Leben im Alter reicht es dennoch nicht. Dawina M. braucht Grundsicherung, die ihr keinen finanziellen Spielraum lässt. „Immer wird alles knapp, der Strom, die Lebensmittel. Ich fühle mich manchmal arm wie eine Bettlerin“, sagt die 75-Jährige.
Mit einem Seufzer fügt sie hinzu: „Aber was kann man dagegen schon machen?!“ Ihr Leben begann alles andere als im Wohlstand. Ihre Eltern seien als politisch Verfolgte im stalinistischen Russland verurteilt und nach Sibirien gebracht worden, wo der Vater fünf Jahre und die Mutter drei Jahre in einem Straflager einsitzen mussten.
Die Mutter war vor der Inhaftierung mit Dawina schwanger. „Ich kam im Gefängnis zur Welt“, sagt sie. „Nach dieser Zeit hatte ich eine sehr einfache Kindheit.“ Aber sie sei eine gute Schülerin gewesen, und so habe sie am Institut für Fremdsprachen Spanisch studiert, um in einer Schule zu unterrichten. „Der Bedarf war damals groß, Kuba war ja ein Bruderstaat der Sowjetunion.“
Dawina M. gründete ihre eigene Familie und bekam zwei Kinder. Als Deutschstämmiger wollte ihr Mann dann Russland den Rücken kehren. Anfang der 1990er Jahre verließ die Familie deshalb das Land und ließ sich in Frankfurt nieder. Dort habe ihr Mann gleich eine Arbeit gefunden. Sie selbst habe als Vertretungslehrerin gearbeitet.
„2012 sind wir beide in Rente gegangen“, sagt M. Beim Altersruhegeld habe es dann keine Anrechnung der Lebensarbeitszeit in Russland geben, deshalb musste sie Grundsicherung beantragen. Mittlerweile lebt M. allein. Im vergangenen Jahr starb ihr Mann, „nach 49 Jahren Ehe“.
Zu den Kindern habe sie Kontakt, „aber die wohnen nicht in der Stadt und leben ihr eigenes Leben“. Erstmals erhält die 75-Jährige eine Zuwendung der Frankfurter Rundschau Altenhilfe. „Das Geld wird mir im Moment sehr helfen“, sagt sie dankbar.
Beim Zahnarzt habe sie sich eine Behandlung machen lassen, die sie aus eigener Tasche bezahlen muss. „360 Euro! Davon muss ich einen Monat leben! Habe ich ihm gesagt“, so M.
Die Behandlung habe sie sich vom Mund abgespart. „Ich gehe zur Tafel“, sagt sie. Von dem Geld der FR-Altenhilfe will sie sich dann auch mal wieder „etwas Leckeres zum Essen erlauben“. Detlef Sundermann