Heinrich Grünholz hat in seinem Leben bereits viele Rückschläge verkraften müssen. Umso dankbarer ist er für die Alten- und Weihnachtshilfe der Frankfurter Rundschau: „Ich kann das gar nicht in Worte fassen.“
Darum will er auch mit vollem Namen genannt und nicht abgekürzt werden. Für viele Frankfurter Bürger sei es kaum vorstellbar, was eine kleine Spende bei Bedürftigen schon ausmache, sagt der 76-Jährige: „Wenn Menschen am Limit sind, und dann kriegen sie so eine Hilfe – das ist nicht nur wie Geburtstag, sondern wie ein Sechser im Lotto.“
Grünholz wirkt positiv gestimmt. Er erfreut sich an den kleinen Dingen, die ihn im Alltag erfüllen. Doch das war nicht immer so. „Ich könnte ein Buch darüber schreiben, was ich erlebt habe.“
Bereits in seiner Kindheit hatte er überwiegend negative Erlebnisse, erzählt Grünholz. Er erinnert sich an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als er mit seinem Vater im europäischen Ausland unterwegs war. „In Frankreich wurden wir bedroht und bespuckt. Sie schlugen auf unser Auto ein, weil wir ein deutsches Kennzeichen hatten“, sagt er.
Dabei war sein Vater nicht mal deutscher Staatsbürger. Er kam aus Ungarn, arbeitete im Krieg als Bombenentschärfer. Als Jude überlebte er nicht nur den Holocaust, sondern auch sieben Jahre im Konzentrationslager. „Mit mir redete er darüber kaum. Ich bekam es aber durch Bekannte mit.“
Später baute sich der Vater des ursprünglich in München geborenen Rentners ein Tuchgeschäft in der Mainmetropole auf. „Ich sollte das Geschäft übernehmen und Stoffe verkaufen. Ich war sehr gut in meiner Sache, war dort ja schon als Kind jeden Tag tätig“, so der 76-Jährige.
In die Schule ging er nicht so oft, auch einen vernünftigen Abschluss strebte er nicht an. Schließlich dachte die Familie, seine Zukunft sei durch das Geschäft abgesichert. Anfang der 1970er Jahre war es jedoch vorbei mit dem Familienbetrieb.
Grünholz blieb aber zuversichtlich, schloss sich mit einem Freund zusammen und verkaufte erneut Tücher und Teppiche: „Wir haben es immer weiter in der Branche versucht, ich dachte, das Geschäft geht immer.“ Doch auch die jahrzehntelange Selbstständigkeit brachte dem Arbeiter, der auch heute noch in seiner Wahlheimat lebt, eher finanzielle Nach- als Vorteile.
Hinzu kamen körperliche Beschwerden durch kaputte Hüften und Arthrose. „Um meine Kaffeetasse halten zu können, brauche ich beide Hände“, erzählt der Senior, schwer tragen könne er gar nicht mehr.
Nun ist Heinrich Grünholz seit über zehn Jahren im Krankenstand, erhält lediglich Grundsicherung. Er lebt allein, seine Frau ist im Alter von 50 Jahren verstorben, ebenso drei seiner insgesamt sechs Kinder. Manchmal fühlt er sich einsam, Besuche von Freunden und Bekannten muntern ihn allerdings schnell wieder auf.
Auch die Altenhilfe der Frankfurter Rundschau bereitet dem Senior seit Jahren Freude, besonders während der Weihnachtszeit: „Ich habe früher immer gern Gänsebraten gegessen. Durch die Hilfe wird das wieder möglich.“ Auf den Weihnachtsschmaus warte er das ganze Jahr, sagt er freudig.
Grundsätzlich kaufe er sich von den Spenden ausschließlich Essen, etwa Fisch, den er sich sonst nicht leisten könne. Wie gerührt er von der Gutmütigkeit der Spendenden ist, wird im Gespräch deutlich: „Ich wünsche diesen Menschen von Herzen alles Gute, viel Glück und Gesundheit.“ Katharina Kleint