Psychologie und Sozialpädagogik studieren, lautete für Guido W. (Name geändert) das große Ziel. Dafür gab der Frankfurter seine gesicherte Existenz als Verwaltungsangestellter bei der Stadt auf und nahm viele Entbehrungen hin.
Mit letzteren ist er auch im Rentenalter konfrontiert. Über mehr als Grundsicherung im Alter verfügt der 69-Jährige heute nicht.
Guido W. kam in Schwanheim zur Welt. Er besuchte die Hauptschule und schloss sie mit der 9. Klasse ab. Das Zeugnis war gut, so dass er eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung anfangen konnte.
„Nach der Lehre habe ich einige Jahre im Beruf gearbeitet. In dieser Zeit war ich zweimal schwer erkrankt“, erzählt W. Dennoch machte er über den Zweiten Bildungsweg das Abitur am Abendgymnasium nach. Als er mit 30 Jahren die Allgemeine Hochschulreife in der Tasche hatte, schrieb er sich an der Universität in seine Wunschfächer ein.
Es wurde jedoch ein sehr langer Aufenthalt an der Uni, weil er das Studium selbst finanzieren musste. Jobs und Studium bestimmten seinen Rhythmus. „Nach 15 Jahren war die Luft raus. Ich habe mich ohne Abschluss selbst exmatrikuliert“, berichtet W., und man hört dabei immer noch seine Enttäuschung.
Danach stand er vor dem Nichts. Der Frankfurter lebt nun zurückgezogen in seiner Einzimmerwohnung, verheiratet war er nie. Zu seiner Schwester pflegt er einen Briefkontakt. Die Eltern sind bereits gestorben.
„Ich lese gerne und viel“, sagte er. Belletristik und Sachbücher, letztere besonders aus den Sparten Philosophie und Soziologie. Ansonsten ist sein Leben bescheiden.
„Trotz des wenigen Geldes bin ich kein unzufriedener Mensch“, versichert er. Für ihn zählen auch die Kleinigkeiten, wie etwa unterwegs bei einer Tasse Kaffee ein Buch zu lesen, um unter Leuten zu sein.
Guido W. bekommt seit dem vergangenen Jahr Zuwendungen von der Altenhilfe der Frankfurter Rundschau. „Das Geld hilft mir sehr“, bedankt er sich. Es ermögliche ihm, Kleidung zu kaufen und diesmal sogar einen Handstaubsauger, um die Regale in der kleinen Wohnung unbeschwerlicher sauber zu halten.
„Ich passe auch immer darauf auf, dass ich von dem Betrag genügend Geld zurücklegen kann, damit ich keine böse Überraschung erlebe, etwa wenn Heizung und Strom noch teurer werden.“ Detlef Sundermann