Bild: Renate Hoyer

Die 1950er-Jahre sind auch für Manfred O. eine Ära des Aufbruchs. Der „echte“ Frankfurter Bub – „vor der Galluswarte geboren!“ – hat mit zwölf Jahren eine Lehre zum Friseur angetreten und wird innerhalb kurzer Zeit als „jüngster Friseurmeister der Stadt am Main“ geehrt.

Es ist nur folgerichtig, dass der hoffnungsvolle Junior-Coiffeur Anfang der 1960er einen Salon am Reuterweg übernimmt und mit Verve in die Zukunft führt.

Heute muss der 87-Jährige monatlich mit kargen 250 Euro über die Runden kommen. „Es ist bitter“, sagt der Rentner, dabei auf ein Altersgeld in Höhe von rund 600 Euro nebst Wohngeldzuwendung verweisend.

Das Laufen ist ihm eine Last – die Krankengeschichte spricht von zwei neuen Hüften, einem „kaputten Rücken“, auch von Diabetes. Noch fährt der Senior mit dem eigenen Kleinwagen, „was mir weniger Schmerzen bereitet als das Gehen“.

Im heimatlichen Frankfurt hat er das Kriegsende miterlebt. Die Wohnstatt in der Fahrgasse wird ausgebombt, eine spätere Notunterkunft ebenfalls. Lieber erinnert sich Manfred O. an die unbeschwerten Jahre, in denen er und sein Bruder bei der Eintracht Fußball gespielt haben, in denen der Vater als Wirt eines Lokals in der Alte Gasse fungieren konnte.

Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau ist Manfred O. von Friedrichsdorf nach Nieder-Erlenbach und in eine kleinere Mietwohnung gezogen. Die drei Kinder samt der vier Enkel leben mittlerweile im Nachbarkreis und bedeuten eine unverzichtbare Stütze im Dasein des Mannes. „Sie sind da, wenn ich Hilfe brauche.“

Dass die Rente einmal nicht reichen würde, war für den emsigen Handwerksmeister – „vier Mitarbeiterinnen waren bei mir im Betrieb, Lehrmädchen wurden ausgebildet“ – nicht vorstellbar. Immerhin besteht das Friseurgeschäft am Reuterweg ganze 42 Jahre lang unter seiner Regie – gut frequentiert, traditionell aufgestellt.

Ungeplante Einbußen fordern jedoch ihren Tribut: „In Bad Homburg haben wir ein Haus gekauft, was uns in große Schwierigkeiten gebracht hat.“ Am Ende dieser Episode häufen sich Schulden von 30 000 Mark an. Die Ersparnisse müssen in die Waagschale geworfen werden. „Und das Haus war auch nicht zu halten.“

Es ist die Unterstützung der Altenhilfe, die ihm seit Oktober 2023 das Leben etwas leichter macht. „Eine große Hilfe, so viel wert!“ Willkommen ist der Einkaufsgutschein, auch das Geld für neue Kleidungsstücke. Und zum Christfest soll es Geschenke für die Enkelkinder geben: „Damit ich nicht wie der letzte Trottel dastehe.“ Olaf Velte