Steffen Krollmann (AWO) und Ruth Klesel (FR-Altenhilfe) auf dem Parcours im Park des August-Stunz-Altenhilfezentrums im Frankfurter Ostend. (Bild: Renate Hoyer)
Das Gehen auf dem hubbeligen blauen Kunststoff-Untergrund ist ungewohnt und erfordert eine gewisse Konzentration. Doch die Metallstange an der Seite bietet Sicherheit, so dass man nicht hinfällt, wenn mal ein Schritt danebengeht oder das Gleichgewicht – das hier unter anderem trainiert werden soll – ins Wanken kommt.
Das Gerät zur Mobilisierung der Schulter einige Meter weiter sieht spektakulär aus, kann aber ebenfalls ganz leicht betätigt werden. Es besteht aus zwei Paar runder Scheiben, die in zwei unterschiedlichen Höhen für unterschiedlich große Menschen angebracht sind. Dreht man die Scheiben, so bewegt das die Muskeln, Sehnen und Gelenke im Schulter-Arm-Bereich auf sanfte Weise.
Direkt daneben platziert ist ein Gerät mit einer dicken grauen Rolle, die sich dreht, wenn man sich dagegen lehnt und dabei bewegt. Es handelt sich um einen Faszienroller. Die Anwendung soll helfen, Verspannungen im Rücken zu lösen, die Weichteilstrukturen dort zu dehnen und so Schmerzen und das Gefühl von Steifheit zu lindern.
Während diese Geräte vor allem für Menschen geeignet sind, die noch selbstständig stehen können, wurde der Rolli-Ergometer speziell für jene konzipiert, die einen Rollstuhl nutzen. Das Gerät dient der Mobilisation der Schultergelenke, des Schultergürtels und der Kräftigung der Arme.
Installiert sind alle vier Geräte im Außenbereich des August-Stunz-Zentrums des Kreisverbandes Frankfurt der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Ostend der Stadt. Dort befindet sich der Bewegungsparcours in einem geschützten Bereich des parkähnlichen, mit hohen Bäumen bestandenen Geländes. Die gleichen Geräte stehen zudem im Johanna-Kirchner-Pflegezentrum in Frankfurt und dem Traute und Hans Matthöfer-Haus in Oberursel.
In diesen drei Einrichtungen der AWO Frankfurt leben insgesamt mehr als 500 Menschen im Alter zwischen 25 und 105 Jahren mit unterschiedlich hohen Pflegebedarf, sie werden von rund 600 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gepflegt und betreut.
Der Bewegungsparcours wurde mit fachlicher Beratung des Fuldaer Sportwissenschaftlers Jan Ries eigens für die Einrichtungen der AWO konzipiert. Die Geräte stammen von dem auf Freizeit-Anlagenbau spezialisierten Unternehmen Playpark aus Nordrhein-Westfalen.
Die Kosten für alle drei Anlagen betrugen insgesamt rund 65.000 Euro. Den größten Teil davon hat mit 50.000 Euro die FR-Altenhilfe übernommen. Nach mehrmonatiger Planungszeit wurden die Bewegungsparcours-Anlagen inzwischen installiert, in Betrieb genommen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AWO im Umgang damit geschult.
Im August-Stunz-Zentrum wurden außerdem drei bestehende ältere Geräte – die vor Jahren die FR-Altenhilfe ebenfalls mitfinanziert hat – ertüchtigt. Konkret sind es ein Ergometer für die Beine, ein Arm-Ergometer und ein „heißer Draht“ zum Trainieren der Koordination.
Der Bewegungsparcours werde gut angenommen, das könne er von seinem Büro aus beobachten, sagt Dirk Barth, der beim AWO-Kreisverband Frankfurt für Fundraising zuständig ist und die Idee für die Anlage hatte. Steffen Krollmann, Vorstand des AWO-Kreisverbandes Frankfurt und Vorsitzender der Johanna-Kirchner-Stiftung, berichtet, dass viele Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam mit Angehörigen den Bewegungsparcours besuchen, ein richtiges „Ritual“ sei das geworden.
Die Anlage steht zudem auch Menschen offen, die weder in einer der Einrichtungen leben noch dort jemanden besuchen. Die Idee hinter dem Bewegungsparcours ist es, auf niedrigem Einstiegslevel insbesondere älteren und beeinträchtigten Menschen die Möglichkeit zu geben, sich körperlich zu betätigen – ohne schweißtreibendes Training und Verletzungsrisiko.
Idealerweise sollen so Fähigkeiten erhalten oder sanft wieder aufgebaut werden – aber nicht nur. Es geht nicht nur um körperliche Aktivität, sondern auch um das „soziale Miteinander“, wie Thomas Kaspar erklärt, der bei der Johanna-Kirchner-Stiftung unter anderem für Qualitätsmanagement zuständig ist. Und: „Mobilität ist Lebensqualität“. Pamela Dörhöfer