Schmerzen gehören für Xenia C. zum Alltag. Seit drei Jahrzehnten kann die gebürtige Westerwälderin kaum noch aufrecht sitzen.
Ein vor Monaten erfolgter Sturz hat zudem einen Trümmerbruch im rechten Oberarm hinterlassen. Die Ausgeglichenheit der 75-jährigen Frau beeindruckt, statt des Haderns hat in der „gemütlichen Frankfurter Altbauwohnung“ der Humor die Oberhand behalten.
„Ich habe ja immer machen können, was Freude gebracht hat.“ In Siegen, wo die Kinderstube ist, bleibt die ausgebildete Sportlehrerin nur bis zu ihrem 23. Lebensjahr. Sie zieht nach Frankfurt, kann aufgrund der herrschenden „Lehrerschwemme“ jedoch nicht im erwählten Beruf arbeiten.
Kurzerhand eröffnet Xenia C. ein Studio, in dem die Techniken von Jazz- und Folkloretänzen vermittelt werden. Bis zum Beginn der 1990er Jahre läuft alles nach Plan und gut. „Mit 45 habe ich dann einen schweren Bandscheibenvorfall erlitten.“ Nach komplizierter Operation und fünf Jahren mit Halskrause lässt die körperliche Beeinträchtigung eine Fortführung der Tanzschule nicht mehr zu.
Sie habe, so die Freiberuflerin, während der Arbeitslosigkeit vom Ersparten gelebt. Kurze Jobs und Workshoptätigkeiten können dem Altersgeld danach nicht mehr aufhelfen – heute übernimmt das Amt die Wohnkosten, monatlich bleiben rund 400 Euro zum Existenzerhalt.
„Reduzieren“ ist die Strategie bei notwendigen Einkäufen: „Sonderangebote, Secondhand, Schlussverkäufe.“ Seit anderthalb Jahren freut sich die 75-Jährige über die „feine Unterstützung“ der Altenhilfe. „Schreiben Sie, dass ich von Herzen dankbar bin!“
Derzeit seien vorrangig Medikamente und Behandlungen zu zahlen, auch wäre ein Gerät zur Kühlung der im Sommer sich stark erhitzenden 45-Quadratmeter-Wohnung sehr willkommen.
Vielfältig sind die Interessen der geschiedenen Frau, deren Tochter in einem anderen Bundesland lebt. Es gibt „gute Freunde“, aber auch die Freuden des Alleinseins. Besuche von Kino, Museen, Ausstellungen und Ballett sind Erlebnisse, die nachwirken und den Geist auf Trab halten.
Gerne denkt sie zurück an die wilden Siebziger in Frankfurt, wo „Studenten, Banker, Hausbesetzer und Künstler“ für eine besondere Atmosphäre sorgten.
Nach dem Geheimnis ihrer Zufriedenheit gefragt, antwortet die Optimistin: „Die Ruhe kommt aus der täglich absolvierten Meditation.“ Sogar Schmerzattacken ließen sich damit lindern. Olaf Velte