Bild: Michael Schick

„Die Jungs waren nicht einfach.“ Sagt Gina A. auch heute noch, 34 Jahre nach der Geburt der Zwillinge, die jetzt halb so alt sind wie sie.

Überhaupt war es nicht einfach – nach der Scheidung vom Papa der Zwillinge, da waren sie noch klein, musste sie sehen, wie sie nahezu alleinerziehend durchs Leben kam.

Jetzt sind die Wege getrennt, mit 22 sind die Söhne losgezogen ins eigene Leben, heute haben sie wenig Zeit. Das sei okay, erzählt Gina A., sie habe ja Katzen im Haus. Anschmiegsame Wesen.

„Ich hatte eigentlich schon immer Katzen“, sagt die 68-Jährige. In der Kindheit in der ländlichen Westpfalz gehörten sie dazu. Dort noch im Freiland, jetzt als domestizierte Streuner in der Eineinhalb-Zimmer-Wohnung.

Weit hat sich Gina A. nie entfernt von ihrer Heimat. Erst zog es sie nach Heidelberg, als Arzthelferin hat sie da gearbeitet, „auf dem Dorf gab es keine Betreuung“. Nach zehn Jahren am Neckar zieht sie Richtung Frankfurt, macht Station in Groß-Gerau und in Rüsselsheim, arbeitet nach Weiterbildung zur Korrespondentin für Fremdsprachen für eine amerikanische Spedition.

Und stellt dabei fest, dass sie „ab 40 schon zum alten Eisen gehört“, spürt „beruflich Hinderungsgründe“ durch ihr Alter. Sie ist keine 50, als sie von ihrem letzten Arbeitgeber entlassen wird, ihre Arbeit wird jetzt in Indien gemacht.

Es ist die zweite große Zäsur in ihrem Leben. Nun läuft nichts mehr rund. Keine Arbeit, die Herausforderung halbwüchsiger Jungen, vom Arbeitsamt fühlt sie sich schikaniert, der Stress erzeugt Magengeschwüre, sie ist lange krank, die Geschwüre werden bösartig.

Dann sei sie „viel zu früh in Rente“ gegangen, nur mit Wohngeld über die Runden gekommen. Sie wohnt mittlerweile in Frankfurt – mit einer Freundin in Wohngemeinschaft in Griesheim, bis das nicht mehr gutgeht. Am Ende bleiben die Katzen als pflegeleichte Weggefährten.

Seit 2018 lebt Gina A. in Sossenheim, klein, aber behaglich in einer Sozialwohnung in einer Art Altenwohnanlage, wie sie sagt. Fenster und Balkon „nach hinten raus zum Garten, angenehm, ruhig, schön“. Immer am finanziellen Limit, aber was macht das schon, wenn man sich gesund fühlt?

„Wenn man nicht allzu viel hat, dann ist das schon viel“, sagt sie, dankbar über die Unterstützung der FR-Altenhilfe. Im vergangenen Jahr hatte sie eine Tierarztrechnung über 1400 Euro, die hätte sie sonst nicht bezahlen können. Jürgen Streicher