Am Stadtrand von Wiesbaden hat Käthe N. alles, was sie braucht: viel Natur, ein kleines Eiscafé und die Apfelweinkeltereien, die die gebürtige Berlinerin lieben gelernt hat.
Den Lärm und die vollen Straßen ihrer Heimatstadt vermisst Käthe N. nicht. Das hält sie aber nicht davon ab, mit Sehnsucht von dem Gemeinschaftsgefühl und den Freiräumen der Metropole zu erzählen.
Aufgewachsen ist die 74-Jährige in Westberlin, wo man „damals noch sehr günstig“ wohnen konnte. Käthe N. erinnert sich mit Freude an die vielen „verrückten Leute“, die Filmemacher und Tänzer, mit denen sie ihre Jugend verbracht hat. Sie selbst spielte damals Theater und wohnte in einer lebhaften Hausgemeinschaft.
Gearbeitet hat Käthe N. „in ganz vielen unterschiedlichen Bereichen“, meistens aber in befristeten oder geringfügigen Beschäftigungen. Und dann gab es da noch Stellen wie ihre Arbeit in der Gärtnerei, bei denen die körperliche Belastung mit der Zeit zu hoch wurde.
Aufgrund der Folgen einer Hüft-OP musste Käthe N. schließlich früher in Rente gehen als geplant. Schon als Kind hatte sie sich immer einen Hund gewünscht und im Berufsleben dann schlicht nicht die Zeit gehabt, sich um ein Tier zu kümmern. Das war nun anders.
Sie adoptierte also eine Hündin – einen Mops – womit ihre Liebe für diese Hunderasse entflammte. Die regelmäßigen Gassirunden geben ihrem Tag Struktur und sorgen dafür, dass sie fit bleibt.
Dass mit den steigenden Preisen auch das Hundefutter immer teurer geworden ist, macht Käthe N. zu schaffen. Mit ihrer geringen Rente und der ergänzenden Grundsicherung, die zusammen den Bürgergeldsatz ergeben, kommt sie gerade so aus.
Der Verein „Mops Nothilfe“, bei dem Käthe N. selbst auch aktiv ist, hilft ihr aus, wenn ihre alte Hündin einmal kostspielige Behandlungen braucht.
Einmal in der Woche erhält Käthe N. Lebensmittel von der Tafel.
Bekommt sie Gutscheinkarten für den Supermarkt, ist das für sie „ein Highlight, wenn man sich schon mal etwas kauft, was es sonst nicht gibt“ – zum Beispiel Käse.
Sie komme mit wenig aus und beteuert, kein Problem zu haben, sich Möbel und Kleidung gebraucht zu kaufen oder auch öfter mal den Stromanbieter zu wechseln. Die gestiegenen Lebensmittelpreise belasten sie jedoch stark.
Als sie eine Nachbarin vor ein paar Jahren auf die Frankfurter Rundschau Altenhilfe aufmerksam machte, war das für Käthe N. ein kleiner Lichtblick. Das Geld, das sie zu Weihnachten und Ostern erhält, hat ihr schon einige Male ausgeholfen. Etwa als die alte Matratze durchgelegen war und die Mittel für eine neue nicht ausreichten. Vivienne Wallner