Dass das Telefon an diesem Tag mal längere Zeit stillsteht, ist durchaus ungewöhnlich. Normalerweise rufen ständig Menschen im Büro der FR-Altenhilfe an. Mal sind es Fragen, die geklärt werden müssen, mal sind es Lobesworte, die die drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins entgegennehmen.
„Jetzt ist die Hauptzeit, in der die meiste Arbeit anfällt“, sagt Christoph Wieland vom Team der FR-Altenhilfe. Die Bescheide vom Sozialamt müssen geprüft werden, die die Seniorinnen und Senioren einreichen. Nur dann kann es auch Weihnachtsbeihilfe von der Altenhilfe geben. „Eine Woche vor Weihnachten soll das Geld schon da sein, damit die Empfänger es auch noch nutzen können“, sagt der 33-Jährige. Für dieses Weihnachtsfest hat das Team 822 Überweisungen in Auftrag gegeben. „Das sind fast 300 000 Euro“, sagt Wieland. Die Zahl der Überweisungen steige regelmäßig. „Die Altersarmut nimmt zu.“
Täglich laufen viele Spenden ein. Gut 4000 Spendenquittungen drucke er aus, etwa 90 Prozent des gespendeten Geldes komme von Privathaushalten, sagt Wieland, der seit November 2018 Teil des Teams ist. Dass er dort gelandet ist, war, wie so manches im Leben, ein glücklicher Zufall. „Eigentlich bin ich als Feuerlöscher hier hergekommen“, erzählt er. Damals war er bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt und sollte bei der Altenhilfe kurzfristig aushelfen. Doch dann habe ihn das Produkt so begeistert, dass er dauerhaft bleiben wollte. „Manchmal sucht man nach einem größeren Sinn, und hier weiß man, wofür man das alles macht.“ Er habe großen Spaß bei der Sache – trotz des Stresses in der Vorweihnachtszeit.
Nimmt man es genau, dauert die arbeitsreiche Phase sogar von November bis nach Ostern. Ist die finanzielle Beihilfe zum Osterfest ebenfalls ausgezahlt, folgen noch Schulungen und die Aufarbeitung von Projekten. „Im Juni machen wir dann mal Urlaub“, sagt Wieland mit einem Schmunzeln. Bei den erwähnten Projekten finanziert die Altenhilfe Anschaffungen oder Aktivitäten für Senioreneinrichtungen oder gemeinnützige Institutionen. Unter anderem Busreisen und behindertengerechte Fahrzeuge oder auch mobile Essensstationen und Trimmgeräte für den Park.
Schon deutlich länger mit der Altenhilfe verbandelt ist das zweite Mitglied im Team: Susanne Richter-Madison. Die 53-Jährige kommt einmal wöchentlich ins Büro in der Frankenallee, hauptberuflich arbeitet sie als Gesundheitsberaterin bei der Krankenkasse DAK. „Das ist ein guter Ausgleich“, sagt sie über ihren Einsatz für die Altenhilfe. 1984 sammelte sie auf der Zeil noch ehrenamtlich Spenden für die Altenhilfe. „Im grünen Nikolauskostüm“, erinnert sich Richter-Madison gerne.
Das Konzept habe sie schon als 18-Jährige fasziniert. Die Hilfe komme zu Menschen, um die sich sonst nicht viele kümmerten und die oft vergessen würden. „Ich konnte etwas tun und wusste, dass es bei Menschen hier in der Region ankommt.“ Mit ihrer Arbeit heute sei es wieder genauso, nur dass sie noch viel näher an den Menschen sei. „Sie rufen an und bedanken sich.“
Besonders begeistert ist Susanne Richter-Madison von den Reaktionen der FR-Leser. Wenn in der Zeitung über einzelne Schicksale berichtet werde, gebe es anschließend auch manchmal Hilfsangebote. „Es wurde schon mal eine Couch gestiftet, es gab das Angebot, einsame Menschen mit ins Museum zu nehmen.“ In Erinnerung ist der 53-Jährigen auch die Aktion geblieben, als Polizisten an einem Wochenende die Wohnung einer älteren Dame renovierten.
Die Dritte im Bunde ist Ruth Klesel, sie gehört erst seit Anfang Dezember zum Team. „Ich genieße noch etwas Welpenschutz“, sagt die 57-Jährige und lacht. Klesel ist gelernte Verlagskauffrau und hat in der Vergangenheit bereits 30 Jahre bei der Rundschau gearbeitet. „Ich kenne noch ganz viele von früher“, sagt sie. Nach dieser Zeit habe sie „alles Mögliche gemacht“. Unter anderem war sie als selbstständige Seniorenassistentin tätig. „Da passt es sehr gut, jetzt wieder etwas mit Senioren zu tun.“ Soziales Engagement sei ihr wichtig. Jetzt freue sie sich, künftig bei besonderen Aktionen direkt am Menschen zu sein. Steven Miksch