Eleonore N. war 45 Jahre lang berufstätig. Kaufmännische Angestellte hat die 83-Jährige gelernt. Sie war als Sekretärin, Finanz- und Lohnbuchhalterin beschäftigt. „Mir hat mein Beruf enorm Spaß gemacht“, sagt N.
In einer Farbenfabrik, im Lebensmittelhandel und in einer Börsenagentur habe sie gearbeitet und dort Abrechnungen verbucht, auch Auszubildende angelernt. Trotzdem reicht die Rente nicht zum Leben und geht für die Miete ihrer Zweizimmerwohnung drauf.
„Ich kriege Grundsicherung“, berichtet N. und weiter: „Das ärgert mich am meisten, dass ich so lange gearbeitet habe und heute so wenig Geld habe, dass ich nicht davon leben kann und auf Ämter angewiesen bin.“ Sie sagt: „Ich hatte ein schweres Leben, bis zum heutigen Tag musste ich kämpfen.“
Den Krieg hat N. als junges Mädchen noch erlebt und erinnert sich, wie sie in den Bunker rennen musste, wenn die Sirenen losgingen und Luftangriffe ankündigten. In der Nähe des Frankfurter Südbahnhofs lag die Wohnung ihrer Familie und war damit als Ziel besonders gefährdet. Noch während des Krieges wurde die Familie nach Bad Homburg evakuiert, in eine kleine Wohnung im Hinterhaus, die sie sich mit anderen Familien teilen musste, dazu kaum Essen und Trinken über Monate.
„Wenn ich überlege, was wir im Krieg durchgemacht haben“, sagt N. und stockt. Danach kam ein Neuanfang fast aus dem Nichts. Eleonore N. begann ihre Karriere, arbeitete viel, fast drei Jahrzehnte in Vollzeit, verdiente gut. Verheiratet war sie in dieser Zeit einmal. „Hochkant rausgeschmissen“, habe sie den Gemahl aber, als sich herausstellte, dass er sich nur von ihr aushalten habe lassen wollen.
Weitere zwei Male sei ihr das mit Partnern passiert. Da habe sie entschieden, lieber alleine und unabhängig zu bleiben. Als die Mutter krank wurde – der Vater war zwischenzeitlich verstorben – nahm Eleonore N. sie bei sich auf.
Nach dem Tod der Mutter begannen die gesundheitlichen Schwierigkeiten auch bei ihr. Arthrose, Bluthochdruck, Diabetes sind nur einige. Lediglich halbtags konnte N. noch arbeiten, ehe sie pensioniert wurde.
Seit Jahren lebt sie auf kleinem Fuß und ist dankbar für die Unterstützung durch die Altenhilfe. „Wenn ich die Frankfurter Rundschau nicht hätte, hätte ich schon längst Fingernägel gekaut“, sagt sie. Eine nötige Matratze habe sie sich von den Spenden, die sie seit elf Jahren bekommt, geleistet, auch mal ein paar Schuhe und warme Kleidung und „ein bisschen was zur Seite gelegt“. Sie sagt: „Man weiß nie, was noch kommt.“ Clemens Dörrenberg