Fred K. (Name geändert) blickt trotz seiner 85 Jahre immer nach vorn. Die Höhen seines Lebens hat er genossen, über die Tiefen erzählt er heute mit Eloquenz und, wenn es das Thema zulässt, mit Humor.
„Die Kindheit war nicht schön“, berichtet er. Der Vater verstarb früh an einer Hirnhautentzündung, die Schwester kam während des Kriegs im Luftschutzkeller ums Leben. „Die Trümmerlandschaft nach 1945 war schrecklich. Meine Mutter zog mit mir nach Echzell in die Wetterau, wo sie einen Bauernhof mietete“, sagt K.
Beide hielt es dort bis 1956. Zurück in Frankfurt, absolvierte K. eine Gartenbaulehre. Nach der Ausbildung arbeitete er im Botanischen Garten. Auf der Suche nach einer besser bezahlten Arbeit nahm er eine Stelle bei einem Telefonbauunternehmen an. Ein paar Jahre lang war er als Handelsvertreter unterwegs.
„Danach habe ich gewechselt und Staubsauger an Händler verkauft. Mit dieser Arbeit konnte ich noch mehr verdienen“, sagt K. Bis dato hatte er genug Geld für eine berufliche Auszeit, der eine halbjährige Krankheit voranging. Für das eigene Cafè an der Côte d’Azur, das K. aufzubauen versuchte, reichte das Gesparte jedoch letztlich nicht.
Zurück in der Heimat, arbeitete er bis zur Betriebsschließung in einer Druckerei, anschließend bis zum Renteneintritt als Siedlungsbetreuer einer Baugesellschaft. Noch heute hilft er bei Bedarf gern seinem Nachfolger – auch wenn ihm als Folge einer Verletzung das Gehen schwerfällt. K. kann sich aber auch auf eine für ihn „sehr hilfsbereite Nachbarschaft“ verlassen.
„Verheiratet war ich nie, aber ich habe mich auch nie allein gefühlt“, sagt er zu seinem Familienstand. Es seien immer Menschen um ihn. Ein Hund ist sein Mitbewohner. Auch im hohen Alter zeigt sich K. neugierig und nicht zuletzt PC- und internetaffin. Schnell kann ein Gespräch mit ihm etwa auf das kommende Windows 11 abdriften. Dass es Leute ohne Handy gibt, kann Fred K. nicht verstehen.
Die Rente reicht wegen der vielen Brüche in seiner beruflichen Vita nicht zum Lebensunterhalt, so dass er zusätzlich Grundsicherung bezieht. Seit 13 Jahren wird K. von der FR-Altenhilfe bedacht, die ihm bestimmte Extras erlaube, wie er sagt.
Die Zuwendung aus diesem Jahr will er für „etwas Wäsche“ und das Abo eines PC-Magazins ausgeben. „Ich will mit 85 Jahren nicht jammern, wenn ich 100 werden will“, bemerkt er. Detlef Sundermann