Mit 48 Jahren ist die Berufslaufbahn zu Ende. Matthias A. kann seinen Beruf als Zahntechniker nach einem Unfall nicht mehr ausüben. „Die Hände waren nicht mehr so beweglich wie vorher“, sagt der in Miltenberg geborene und seit langem in Frankfurt wohnende Mann.
Heute lebt er in einem Altenwohnheim jenseits des Mains, wo die Miete für die 34-Quadratmeter-Wohnung rund 370 Euro beträgt. Im kommenden April muss der 67-Jährige seine vier Wände übergangsweise verlassen – der Gebäudekomplex mit seinen 300 Wohneinheiten wird saniert.
„Ich bin noch fit, Gott sei Dank.“ Die Zuckerkrankheit habe er unter Kontrolle, könne noch eigenständig einkaufen und kochen. Neben dem Supermarktbesuch ist auch der Gang zur Tafel ein regelmäßig wiederkehrendes Versorgungsritual.
Für das monatliche Leben muss ein Betrag von 440 Euro reichen – „davon lege ich immer 50 Euro zurück“. Als Frührentner erhält A. ein Altersgeld in Höhe von 818,74 Euro, dazu noch den Wohngeldzuschuss.
Zuletzt sind in schneller Folge Kühlschrank, Fernseher und PC-Router ausgefallen, was das Budget einer Belastungsprobe unterzieht. Umso wichtiger ist die vor zwei Jahren angelaufene Altenhilfe-Unterstützung. „Damals habe ich mir zuerst ein Schlafsofa geleistet, später Schuhe und Winterjacke.“ Wichtige Hilfsleistungen, die er nicht mehr missen möchte.
Matthias A. lebt alleine, nachdem seine Ehe geschieden wurde. Mittels einer Annonce hat er eine Frau aus der Slowakei kennen- und liebengelernt, sie geheiratet, ist Vater eines Sohnes geworden. „Meine Frau war 20 Jahre jünger als ich – das hat auf die Dauer nicht gepasst.“
Für durchtanzte Disconächte habe er sich irgendwann zu alt gefühlt. Ohne Krach sei man glücklicherweise auseinander gegangen, habe noch immer ein freundschaftliches Verhältnis mit gelegentlichen Treffen zum Kaffeetrinken.
Überhaupt: „Einsam bin ich nicht und Langeweile ist ein Fremdwort.“ Zwei Mal pro Woche besuche er in einem Bockenheimer Café den seit mehr als zehn Jahren bestehenden Stammtisch. Gute Bekannte, allesamt.
Seine Kontakte pflegt der 67-Jährige ebenso wie seine Leidenschaft für die Literatur. 500 Bände habe er im Regal stehen, lese viel und gerne. „Mittlerweile bin ich auch Autor von eigenen Büchern.“ Lange habe er für zwei Publikationen einen Verlag gesucht, dabei etwa 60 Adressen abgeklappert, erzählt A.
Als Books-on-demand-Veröffentlichungen sind schließlich der Krimi „Der Gardist“ und das Reiseabenteuer „London mit Rückfahrt“ erschienen. Beim Schreiben hat A. nun eine Pause eingelegt, die Verlagssuche hält er für „allzu mühselig“.
Ohnehin steht ihm der Sinn nach einem Tapetenwechsel. „Falls ich einen Wunsch frei hätte, würde ich einen Kurztrip nach Amsterdam wählen.“ Aus dem wohlbekannten Frankfurt komme er sonst ja niemals heraus. Olaf Velte