„Die Uhr ist nie stehengeblieben“, sagt Bianca Z. (Name geändert) mit Blick auf ihr Leben. Keine Zeit für Jammern und Klagen, man versucht halt, das Beste daraus zu machen.
Ihr Optimismus dabei – man hört ihn noch heute im Gespräch mit der 70-Jährigen heraus, wenn sie fröhlich lacht. „Es geht immer ein Türchen auf“: Eine Lebensphilosophie, die hilft, wenn buchstäblich die Nacht hereinbricht, ein junges Leben sich verdüstert.
Wie damals 1978, auf der Uferstraße am Main bei Niederrad. Plötzlich der Bremsklotz eines Lastwagens vor ihr, kein Ausweichen mehr möglich, ein Reifen platzt, das Auto schrammt an der Leitplanke entlang, überschlägt sich, die Welt steht für einen Moment still. „Mama, wo ist deine Hand?“, fragt die kleine Tochter sie plötzlich, sie selbst hatte es im ersten Schock noch nicht realisiert.
Das Mädchen saß angeschnallt auf der Rückbank, auch der Bruder und ein Bekannter sind nur leicht verletzt. Trotz 18 Stunden OP in einer Klinik in München kann die Hand von Bianca Z. nicht gerettet werden.
Die Uhr läuft weiter, zwei kleine Kinder, ein „Geschäftshaus“, Radio und TV, fast 20 Jahre noch betreibt sie es mit ihrem Mann. „Dann hat sich das Blatt gewendet“, wie Bianca Z. es zurückhaltend ausdrückt. Krankheiten, Todesfälle, „man rutscht da schnell rein in den sozialen Abstieg“.
Es war auch die Zeit von Trennung und Scheidung, der Laden geht pleite, die Schulden bleiben an ihr hängen. „Da habe ich nicht gut vorgesorgt, das war mein Fehler“, räumt sie ein. Sie war 45, mit Jobs war die gelernte Kauffrau danach nie mehr gesegnet, obwohl sie „alles gemacht hat, auch putzen“, trotz Behinderung und chronischer Lungenerkrankung. Der Ex-Mann ist vor 13 Jahren gestorben.
Ihre kleine Dachgeschosswohnung im zweiten Stock in Rödelheim verlässt Bianca Z. kaum noch, allein geht das nicht. Auch darüber klagt das „Frankfurter Mädchen“ nicht, ein kleiner, aber guter Freundeskreis ist geblieben. Eine Freundin, die ihr „beim Schönmachen hilft“, und ihr Sohn vor allem, der fast täglich kommt, einkauft und ihr hilft. Dafür ist sie dankbar.
Ein „Luxus“ für Bianca Z. ist ihre kleine Dachterrasse, mit Blick auf Backsteinmauer und „ein Stück Himmel“. Ein Olivenbaum im Topf, zwei Palmen, „da kann ich träumen“. Mehr bleibt beim Leben von Grundsicherung nicht.
Mit der Spende aus der FR-Altenhilfe erfüllt sie sich kleine Träume in der Vorweihnachtszeit. Ein paar Geschenke für andere, für sich selbst und ihre sehr empfindliche Haut mal eine besondere medizinische Hautcreme, die sie sich sonst nie leisten kann. Jürgen Streicher