Mit seiner offenen Art hätte sich für Jochen U. (Name geändert) so manche Chance in seinem Leben ergeben können, hätte er nicht als Jugendlicher einen schweren Unfall gehabt. Sein Plan, als Schlosser zu arbeiten, wurde innerhalb von Sekunden null und nichtig.
Der heute 72 Jahre alte Mann aus Frankfurt erhielt keine zweite Ausbildungschance und wechselte ins Versicherungsgewerbe. Das erhoffte Auskommen gab es aber nicht. Heute muss U. von der Grundsicherung leben.
U. ist in Chemnitz geboren. Ende der 1950er-Jahre, noch vor dem Mauerbau, flüchtete die fünfköpfige Familie in den Westen. Jochen U. besuchte eine Hauptschule, danach kam die Ausbildung zum Schlosser.
Doch U. konnte sein handwerkliches Geschick nicht im Beruf einsetzen: „Beim Eishockey zog ich mir eine schwere Verletzung am Bein zu. Sechs Jahre war ich krankgeschrieben“, erzählt er. Eine Rückkehr in den Lehrberuf sei wegen der nun geringen körperlichen Belastbarkeit nicht möglich gewesen.
Daraufhin versuchte U. sein Glück als Freiberufler im Verkauf von Versicherungen. „Als Branchenfremder bin ich leider schnell und schlecht eingearbeitet worden“, erzählt er. Schon bald habe er die Tücken des Geschäfts leidlich erfahren müssen. Dennoch schlug U. sich durch, wohl auch zulasten seiner Gesundheit.
Mitte der 1990 Jahre habe ein Herzinfarkt den Schlusspunkt gesetzt, Jahre später kam es zu einem zweiten Infarkt. Danach kam die Arbeitslosigkeit. U. lebt heute allein, ohne seine langjährige Lebensgefährtin. Die körperliche Konstitution, gepaart mit Bluthochdruck, schränken den 72-Jährigen im Alltag stark ein.
Auch das geliebte Angeln oder Spazierengehen seien nicht mehr möglich. „Ich kann mittlerweile keine 300 Meter gehen“, berichtet er. Ohne sein altes Auto sei er nicht in der Lage, Einkäufe oder Arztbesuche zu machen. „Einkaufen kann ich nur dort, wo es Sonderangebote gibt.“
Für alles andere reicht das Geld nicht, schon gar nicht, wenn wie jetzt, eine „kleine Renovierungsarbeit in der Wohnung“ nötig ist. Falls sich ein günstiger Handwerker finde, wolle er einen Teil der Zuwendung aus der FR-Altenhilfe, die er seit 2017 erhält, dafür verwenden.
„Von dem Rest werde ich mir was Vernünftiges zu essen kaufen“ , sagt er. Detlef Sundermann