Edgar B. ist jemand, der sich allen widrigen Umständen zum Trotz nach oben gearbeitet hat, aber am Lebensabend dennoch ein Dasein in Armut fristen muss.
Der 82-Jährige kam in Nordhausen im Harz zur Welt. „Die letzten Jahre des Kriegs habe ich noch erlebt“, erzählt er. „Als die amerikanischen Soldaten kamen, habe ich zum ersten Mal Schokolade gegessen, die ich von ihnen geschenkt bekam. Uns ging es plötzlich gut.“
Danach sei das Gebiet, dass später zur DDR gehörte, an die Russen übergegangen. „Das war die Katastrophe.“ Die Familie, Edgar war zehn Jahre alt, flüchtete nach Frankfurt, ohne den Vater, der in Darmstadt in Kriegsgefangenschaft saß. „Zunächst lebten wir dort zu dritt in einem Zimmer“, sagt B., seinen Vater habe er nicht mehr kennengelernt, der sei in Darmstadt verstorben.
Auf das Gymnasium konnte Edgar B. nicht mehr gehen, ihm blieb nur die Volksschule, doch er nutzte alle Chancen, um mehr aus sich zu machen. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und besuchte Abendschulen, um Bauingenieur studieren zu können. Er fand eine Stellung bei einer Firma, heiratete und bekam ein Kind. „Es war eine wunderschöne Zeit für uns als Jungverheiratete.“
Als ihm sein Chef anbot, ob seiner kaufmännischen und technischen Ausbildung für ein ausgelagertes Projekt bei Köln mit 50 Beschäftigten selbst Unternehmer zu werden, habe er nicht Nein gesagt. „Das Geschäft lief gut, aber irgendwann wollte ich nicht mehr.“ Die Arbeit habe alles beansprucht, lässt er durchblicken.
Es folgte der berufliche Neuanfang bei einem großen Baufinanzierer. Erneut war B. selbstständig, und wieder lief es gut. „Damals dachte ich, es wird das gelobte Land sein, bis ich 65 Jahre alt bin“, sagt er. Doch das Schicksal machte Edgar B. einen Strich durch die Rechnung. „Ich bekam Krebs und musste mich mehreren Operationen unterziehen.“ Im Beruf sei er deswegen länger ausgefallen.
Die kleine Rente am Ende des Arbeitslebens habe nicht gereicht. „Vor dem Sozialgericht musste ich mir meine Grundsicherung erkämpfen“, sagt er. Besonders geholfen habe ihm hierbei die Caritas. „Dort habe ich Menschen kennengelernt, die einen ohne Gegenleistung unterstützt haben“, sagt B., der heute in Dreieich wohnt.
Die Caritas habe ihn 2008 auch an die FR-Altenhilfe verwiesen, um etwas Geld für Extraausgaben zu erhalten. „Der Altenhilfe bin ich dafür sehr dankbar“, sagt der 82-Jährige. Einmal habe er sich von dem Geld eine Busreise nach Passau gegönnt, um der Einsamkeit an Weihnachten zu entfliehen, erzählt der Witwer.
Mit etwas Gespartem und der Zuwendung habe er sich zuletzt endlich eine Gleitsichtbrille leisten können. Trotz allem denke er nicht wehmütig an frühere, bessere Zeiten zurück, sagt B.. „Ich akzeptiere es einfach, wie es ist.“ Detlef Sundermann