„Wir sind froh, dass wir Leben, dass wir Essen und Trinken haben“, beschreibt Johann B. (Name geändert) seine bescheidene Situation. Seine Stimme erhebt sich dabei nicht zu einem Klageton.
Das Leben hatte für seine Eltern, die drei Geschwister und ihn selbst keinen guten Plan gehabt. Vor 66 Jahren wurde B. in Frankfurt als Sohn eines Pferdehändlers geboren, in stark traumatisierte Verhältnisse hinein.
„Meine Eltern waren immer zufriedene Leute. Bis zu Hitlers Machtergreifung ging es ihnen gut“, erzählt B. „Wegen ihrer jüdischen Abstammung wurden sie in ein KZ deportiert. Beide überlebten diese Zeit, kamen jedoch nach dem Krieg als gebrochene Menschen zurück.“
Der Vater habe die Erlebnisse nur noch mit Alkohol unterdrücken können, die Mutter sei ebenfalls schwer seelisch mitgenommen gewesen. „Sie erzählte uns immer, dass sie das KZ nur überlebt habe, weil sie in dem dortigen Krematorium zur Arbeit herangezogen worden sei“, sagt B.
„Mit 49 Jahren ist meine Mutter plötzlich am Herd verstorben“, berichtet B. Fünf Jahre später wurde auch der Vater zu Grabe getragen, da war Johann B. 17 Jahre alt. Zunächst sei er bei einer Tante untergekommen, „dort waren die Lebensverhältnisse ein bisschen besser und geordneter“.
Die Eltern seien nicht in der Lage gewesen, sich um die Kinder und vor allem um deren Ausbildung zu kümmern, sagt B. mit Bedauern. „Somit machte ich nach der Volksschule, die ich ohne Abschluss verließ, keine Ausbildung und hatte auch keinen Beruf“, sagt der 66-Jährige.
Mit Hilfsarbeiten habe er sich durchs Leben geschlagen. Eine Ausbildung habe auch seine sich verschlechternde Gesundheit nicht zugelassen. „Ich war früh an einem psychischen Leiden erkrankt, das vermutlich auf die Kindheit zurückzuführen ist“, sagt er.
Anfangs habe er noch Halt im Konsum von Hasch gefunden. Bald habe er jedoch gemerkt, dass eine Behandlung der Ausweg sei. Seine Lebensgefährtin, der gemeinsame Sohn und nicht zuletzt „ein starker Glaube“ geben B. heute Sicherheit.
Der Rentner muss mit der Grundsicherung im Alter über den Monat kommen. Viele Ansprüche habe er nicht, auch weil ihn mittlerweile sein gesundheitlicher Zustand einschränke. „Ich bin Pflegestufe 3“, sagt er.
„Ich bin sehr froh darüber, dass es die FR-Altenhilfe gibt. Mit dem Geld werden wir nötige Lebensmittel kaufen. In den vergangenen Monaten sind die so teuer geworden“, sagt B. Detlef Sundermann