Wenn Justus N. (Name geändert) aus seinem Leben erzählt, dann hört sich das nach der Biografie eines Schaffers an. Das Arbeiten, stets mit dem Ziel, nach oben zu kommen, bestimmte sein Leben.
Erst die Selbstständigkeit ließ ihn beruflich abstürzen. „Als Rentner erhielt ich zunächst über Jahre Grundsicherung und nun Wohngeld. Warum das so ist, weiß ich nicht“, sagt der 86-Jährige.
Der Umgang mit den Behörden wegen ein paar Euro mehr mache ihn depressiv. „Eigentlich habe ich keine Kraft mehr, was zu machen“, sagt Justus N. mit Verzweiflung in der Stimme.
Seit Mitte der 1970er Jahre lebt der Osnabrücker in Frankfurt. Nach der Volksschule lernte er in einem Chemieunternehmen den Beruf des Schmelzschweißers. N. wollte jedoch mehr. „Ich verpflichtete mich bei der Bundeswehr, um eine Berufsumschulung zum Programmierer machen zu können“, sagt N..
Nach der Rückkehr ins Zivilleben arbeitete er dann als solcher, machte nebenher im Abendgymnasium Abitur, studierte dann Psychologie. „Aber als ich mit dem Studium fertig war, war ich 37 Jahre alt. Zu alt für den Arbeitsmarkt“, sagt N.. Es habe sich kein Berufseinstieg ergeben.
Justus N. besann sich auf seine alte Branche: Statt Computer zu programmieren, verkaufte er sie nun in einem eigenen Laden. Der aufkommende PC-Boom sorgte für gute Einnahmen.
Doch dann seien die Preise gefallen, die Margen für den Handel geschrumpft, aber die Ladenmiete gestiegen. Da habe er sich die Renteneinzahlung nicht mehr leisten können. 1995 sei das Geschäft geschlossen worden – und er war arbeitslos.
„Ich habe keine hohen Ansprüche. Vielleicht ein Mal im Monat gönne ich mir ein Glas Wein, aber das war’s“, sagt Justus N.. Die Frankfurter Rundschau Altenhilfe unterstützt den Senior seit zehn Jahren. „Ich bin glücklich, dass es so etwas gibt“, sagt N..
Eine neue Matratze habe er sich nun gekauft. Mit dem restlichen Geld geht er sparsam um. „Die Inflation hat Lebensmittel so teuer gemacht. Da ist es gut, dass man eine Reserve hat.“ Detlef Sundermann