In ganz Europa und auch Ländern darüberhinaus war Ferdinand G. (Name geändert) einst unterwegs. „Ich habe mein halbes Leben auf der Autobahn verbracht“, erzählt der ehemalige Trucker.
Alles sei er damals gefahren, bis hin zum 44 Tonnen schweren Sattelschlepper. Vor knapp 20 Jahren sei dann der Unfall passiert: auf der Autobahn in seinem Transporter eingequetscht, schwere Organverletzungen und „21 Knochenbrüche vom Kopf bis zu den Füßen“, sagt G..
Nach einem langen Krankenhausaufenthalt standen 14 Monate Reha an. Danach sei jedoch die Arbeitsfähigkeit als Lastwagen-Fahrer nicht wiederhergestellt gewesen, sagt der 70-Jährige. Statt wieder Ladung quer durch Europa zu chauffieren, führte sein Weg nun oft ins örtliche Arbeitsamt, nicht selten mit Frust.
Neben den gesundheitlichen Folgen gibt es für G. mit dem Eintritt in die Rente auch finanzielle. Die Rente ist so gering, dass der Mann Wohngeld benötigt.
Der gebürtige Frankfurter wollte eigentlich nach der Hauptschule einen recht stationären Beruf ausüben. Seinen Wunsch, eine Ausbildung als Karosseriespengler, konnte er jedoch wegen einer Hauterkrankung nicht verwirklichen.
Er ließ sich stattdessen vom damaligen Chemie- und Pharmakonzern Höchst als Tierpfleger ausbilden. Doch die Arbeit, an den Tieren Versuche vorzunehmen, war letztlich nicht seine. Es war für ihn ethisch nicht vertretbar.
„Ein Bekannter machte mir das Angebot, für eine Spedition zu fahren“, sagt G.. Was er dann auch knapp 20 Jahren lang tat, mit mancher privaten Konsequenz. „Ich habe zweimal versucht zu heiraten, aber die Beziehungen sind wegen meiner langen Abwesenheit immer zuvor in die Brüche gegangen.“ Das sei eben das Los eines Fernfahrers.
Ferdinand G. erhält seit zwei Jahren Zuwendungen von der Altenhilfe. Das Geld ermöglicht ihm, hin und wieder den kargen Alltag zu vergessen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dafür ist er den Spenderinnen und Spendern der Altenhilfe sehr dankbar. „Mit dem Geld bezahle ich die Jahreskarte für die Oper“, sagt Ferdinand G.. Detlef Sundermann