Bild: Renate Hoyer

Das Bild von der Seniorin, die nach einem langen Arbeitsleben in einer Fabrik mit ihrer Rente auskömmlich über die Runden kommt, trifft für Beatrix F. (Name geändert) nicht zu.

„Zu dem bisschen Rente brauche ich auch Wohngeld“, sagt die 74-Jährige. „Wenn ich den Brief von der FR-Altenhilfe im Briefkasten sehen, dann … ach“, bricht sie vor emotionaler Überwältigung den Satz ab.

„Ich bin sehr froh, dass ich diese Hilfe erhalte, mit der ich mir ein paar Extras erlauben kann“, sagt F. Aber es werde auch was für Notfälle zurückgelegt, betont sie. In diesem Jahr hat F. ob ihrer prekären Situation erstmals Zuwendungen erhalten.

Bei Bremen ist F. zur Welt gekommen. „Die Kindheit war wunderschön“, berichtet sie über die sechsköpfige Familie, die zunächst nach Düsseldorf und dann nach Wiesbaden zog, weil der Vater dort Arbeit bekam.

Beatrix F. besuchte die Volksschule und verließ sie mit Abschluss. Gerne wäre sie auf eine weiterführende Schule gegangen. „Meine Eltern hatten jedoch nicht das Geld dafür“, sagt sie. Also ging sie in die Lehre.

„Damals gab es für junge Frauen nur die Wahl zwischen Friseurin oder Verkäuferin“, sagt F. Sie wählte letzteres in einem Kaufhaus. „Eigentlich wollte ich in einen Männerberuf, gerne wäre ich Schreinerin geworden, das war damals jedoch unmöglich, auch weil die Vorstellung vorherrschte, junge Frauen heiraten sowieso bald und kriegen Kinder.“

Geheiratet hat auch F., und ein Sohn ging aus der Ehe hervor, die schon früh wieder getrennt wurde. Als Alleinerziehende arbeitete sie dann 35 Jahre in einer Fabrik in Stuttgart.

Dann zog sie wieder nach Wiesbaden und verbringt heute ihre Tage mit Lesen und Spazierengehen. Detlef Sundermann