Das finanzielle Polster – „meine Reserve“ – von Angelina A. beträgt derzeit rund 500 Euro. Im Haushalt darf nichts Schaden nehmen, Reparaturen sind tunlichst zu vermeiden.
Vor allem aber muss der Kleinwagen funktionieren, den die 67-jährige Frankfurterin dringend zur Aufrechterhaltung ihrer Existenz benötigt. „Ich verdiene noch dazu.“
Als „Springerin“ ist das „Heddernheimer Mädche“ für einen ambulanten Pflegedienst im Einsatz – seit mittlerweile fünf Jahren, „zirka 30 Stunden im Monat“ und vorzugsweise an den Wochenenden. Die Rente, zu der sich noch die Grundsicherung gesellt, bewegt sich unterhalb der 200-Euro-Grenze. „Mir bleiben zwischen 50 und 80 Euro für den Wochenalltag.“
War in früheren Tagen die Tafel eine regelmäßige Anlaufstation, frequentiert Frau A. heute den Mittagstisch der Evangelischen Kirche. Oft bleibt zu Hause in der kleinen Sozialwohnung – „4. Stockwerk, nahe des Europaviertels“ – der Küchenherd unbenutzt: „Alleine kocht man doch eher selten.“
Vereinsamung ist kein Thema im Leben einer Frau, deren Motto „Positiv denken!“ lautet. Gute Bekannte warten im früheren Heimatbezirk Heddernheim, Spieleabende werden anberaumt, manchmal die Hunde älterer Leute ausgeführt.
Von einer überstandenen Krebserkrankung nicht beeinflusst ist der Drang, „in Bewegung zu bleiben“. Dass sie zudem ihre Eltern während der Altersphase gepflegt hat, wird nur in einem Nebensatz erwähnt.
Als Kellnerin hat sie einst gearbeitet, schließlich den Beruf der Arzthelferin erlernt und einige Zeit ausgeübt. „Der schlechte Verdienst war nicht gut für die Rente.“
Ihre drei Ehen ebenfalls nicht. Über eine Alterssicherung sei in jenen Jahren jedenfalls wenig nachgedacht worden. Ihre ehelichen Verbindungen bleiben kinderlos. Wechselnde Wohnadressen finden sich in Zeilsheim, Sachsenhausen und im Ostend. „Ich habe ein schönes Leben gehabt“, so ihr Fazit.
Heute versucht Angelina A. zu sparen, legt 100 Euro am Monatsanfang beiseite. Es klappt nicht immer. Die Altenhilfe ist ihr seit diesem Jahr eine „große Freude“. „Das ist wie ein Lottogewinn für mich!“
Das Automobil soll über den TÜV, ein Mixgerät wird gebraucht. Auch könne die Wohnung einen neuen Anstrich vertragen.
Sie hat die vormaligen Urlaube am Meer und das Wellenreiten in schöner Erinnerung behalten, auch die Gespräche mit der Großmutter über deren Erfahrungen in den „schlechten Zeiten“. Mit Blick auf die gegenwärtige Gemütslage in Deutschland sagt sie: „Es nervt mich, dass alle so unzufrieden sind.“ Olaf Velte