Bild: FR-Altenhilfe

Seit geraumer Zeit ist sie Mitglied in einem Frankfurter Sportverein. Nele G. möchte Menschen kennenlernen. „Obwohl ich seit zwei Jahrzehnten hier lebe, habe ich keine Bekannten.“

Und verwandtschaftliche Beziehungen gebe es mittlerweile ohnehin nicht mehr, so die 76-jährige Frau. Die Zweizimmerwohnung in der Nähe des Panoramabades wird ihr oft zu eng: „Ich gehe viel spazieren, brauche Bäume und frische Luft.“

Mit ihrem Ex-Mann ist sie damals in die Metropole am Main gekommen. Häufige Wohnortwechsel sind in jener Zeit nichts Ungewöhnliches: „Die Frau hatte dem Mann zu folgen, so war das.“

Längst sind die Träume der jungen Nele G. verflogen, hat sich ein Leben zwischen ehelicher Verpflichtung und Halbtagsjob eingependelt. Es wechseln die Büros und Branchen, die Städte und Bundesländer.

Einmal beginnt sie „aus Interesse“ ein Studium der Sozialwissenschaften – „damit mein Abitur nicht umsonst war“. Die kinderlose Ehe wird nach 20 Jahren geschieden, das Angestelltendasein in Verwaltungen oder Speditionen geht weiter. Auf Unterhaltszahlungen kann Nele G. nicht hoffen. „Der Mann war Freiberufler.“

Gesundheitliche Probleme führen schließlich in einen frühen Ruhestand. Mit kleiner Rente und Grundsicherung sind seitdem keine großen Sprünge zu machen. „Ich habe in der Woche etwa 90 Euro.“

Nur das Notwendige ist davon finanzierbar. Für den Kauf von Kleidung müsse sie sich etwas abknapsen. Seit einem halben Jahr ist ihr die Altenhilfe „eine sehr große Unterstützung“.

Wenn der nächste „warme Regen“ kommt, wird die Seniorin ihre Wunschliste zur Hand nehmen: „Eine neue Lampe, etwas Gutes für den Weihnachtstisch.“ Auch Gardinen sind bereits notiert.

„Viel zu spät“, erzählt die 76-Jährige, „bin ich auf die Altenhilfe aufmerksam geworden.“ In der Zeitung habe sie darüber gelesen. Apropos Lesen: „Die Stadtbücherei ist mein zweites Wohnzimmer.“

Ihre Lektüren? Die außerhalb Hessens Aufgewachsene liest „querbeet“, wie sie sagt. Derzeit beschäftige sie das Thema „Besser alt werden“. Olaf Velte