Genau 18 Euro. Mehr erlaubt sich Franz W. an täglichen Ausgaben nicht.
„Ich habe es genau ausgerechnet“, sagt der Mann, der Frankfurter durch und durch ist, in Bornheim geboren, in Enkheim nun zur Miete wohnend. 18 Euro, die für drei Mahlzeiten reichen müssen. Manchmal, so der 70-Jährige, gehe er auch zum Frühstücken in den Franziskus-Treff – „für 50 Cent“.
38 Jahre lang hat der heute Alleinlebende als Koch gearbeitet, hat seine Ausbildung nach Abschluss der Hauptschule bei der in der Siesmayerstraße residierenden Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wirtschaft absolviert.
Es sind die späten Sechziger und sein Weg führt ihn nach London ins Hotel Hilton und ins Frankfurter Intercontinental, auch zu den Töpfen der örtlichen Messe. Franz W. ist mit Leib und Seele dabei, lässt sich schließlich auch zum Meister des geliebten Handwerks ausbilden.
„Ich kenne fast alle Hotels in Frankfurt und habe sogar acht Jahre lang allnächtlich in einem Bordell gekocht.“ Seine Ehefrau stirbt bei der Geburt der gemeinsamen Tochter – und Franz W. wird neben der Arbeit am Herd auch zum alleinerziehenden Vater. „Meine Mutter hat uns damals viel geholfen.“
Das Leben ändert sich 1998 jedoch auf drastische Weise. Ein schwerer Bandscheibenvorfall macht Operationen und Reha notwendig, an Stehen und Heben ist danach kaum noch zu denken. „Ich konnte meinen Beruf nicht mehr ausüben.“
Eine Umorientierung gelingt nicht – mehr als „hundert Bewerbungen“ verpuffen ohne Zukunftsperspektive. „Überqualifiziert und zu alt.“ Mit der Arbeitslosigkeit bröckelt auch die Aussicht auf ein auskömmliches Altersgeld.
Die Zuwendungen der Altenhilfe – „eine große Unterstützung, logisch!“ – sind seit vier Jahren ein Segen für den 70-Jährigen. Einen Teil des Geldes legt er zur Seite für neue Schuhe oder Unterwäsche – „andere Kleidungsstücke erhalte ich günstig im Secondhandladen unserer Diakonie“.
Daneben wird auch der Erwerb des hessenweit geltenden Jahrestickets für Bus und Bahn möglich. Für Ausflüge „nach Kassel oder in den Odenwald“ als Sommerprogramm.
Schwimmen im Panoramabad ist für Franz W. ebenso wichtig wie die Frankfurter Eintracht. Die Dauerkarte für das Stadion spendet eine Freundin. Gefragt nach den sportlichen Aussichten, folgt eine Antwort, die nicht den Schatten eines Zweifels in sich birgt: „Sie werden die Champions League erreichen.“ Olaf Velte