„Ich habe gelernt, für die kleinen Dinge dankbar und nicht materialistisch zu sein“, sagt Paulina A.
Die Rente der 73-jährigen Griesheimerin fällt eher „mini“ aus. Ihr Leben lang hat sie gearbeitet. Eine Zeit lang etwa am Frankfurter Flughafen, für eine Firma, „die Konkurs anmeldete, um den Angestellten keine Abfindung zahlen zu müssen“.
Mit Mitte 40 war es für sie schwierig, eine neue Stelle zu finden. Minijobs halfen ihr, sich über Wasser zu halten, schmälerten im Gegenzug aber ihre Rente. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, sich dazu noch ehrenamtlich sozial zu engagieren.
Mit 19 Jahren, nachdem sie ihre Lehre abgeschlossen hatte, zog die gebürtige Schwäbin nach Hessen. Als ältestes von fünf Geschwistern hatte Paulina A. in ihrer Jugend nur wenig Zeit für sich. Während ihre Eltern gehofft hatten, sie würde nach ihrem Schulabschluss direkt in der Fabrik arbeiten, um die Familie finanziell zu unterstützen, träumte Paulina A. von der großen, weiten Welt.
Sie setzte sich durch, schloss eine Ausbildung ab und nahm eine Stelle bei einem Verlag in der Nähe von Darmstadt an. Als „Hippie-Mädchen“ sang sie in einer Band und ging für Frauenrechte auf die Straße. Gerne erinnert sie sich an die Zeit zurück, in der sie sich endlich einmal „frei entfalten“ konnte.
In dieser Zeit lernte Paulina A. ihren Mann kennen, mit dem sie über 20 Jahre verheiratet war, bevor er verstarb. Obwohl Paulina A. ihn bis zum Ende liebevoll gepflegt hat, erhielt sie als seine zweite Ehefrau nach seinem Tod nur eine kleine Witwenrente.
Trotz der Frührente, die ihr wegen eines schweren Bandscheibenvorfalls zugestanden wurde, arbeitete Paulina A. noch bis zu ihrem 71. Lebensjahr in unterschiedlichen Gelegenheitsjobs, etwa als Verkäuferin von Spargel, der in der Region so zahlreich wächst.
Körperlich ist das nun aber nicht mehr möglich. Die spärliche Rente und das Wohngeld müssen ausreichen. Doch weder die gesundheitlichen Probleme noch die Armut, in der sie lebt, halten Paulina A. davon ab, das Schöne im Leben zu genießen. Sie geht gerne in den Wald, hält sich fit und genießt morgens in Ruhe ihren Kakao.
Ab und zu trifft sie sich auch mit einer Freundin. Besonders freut sich darauf, bald endlich mal wieder ins Theater zu gehen. Die Tickets für den „Zauberlehrling“ von Goethe hat Paulina A. von der FR-Altenhilfe erhalten.
Die Freude an Musik, Kunst und Schauspiel bedeutet ihr viel, wichtig ist es ihr aber auch, dass die jungen Menschen – genau wie sie es immer getan hat – für ein gutes Leben für alle einstehen. Vivienne Wallner