Früh wird geheiratet, früh kommt das erste Kind, allzu schnell beendet ist das, was eine Berufslaufbahn hätte werden können.
„Meine Mutter hat mich mit zur Dresdner Bank genommen“, sagt Erika B., die dort drei Jahre lang als ungelernte Bürohilfe arbeitet, bevor sie noch zwölf Monate auf der Gehaltsliste von Hartmann & Braun steht. „Mit 18 Jahren ist dann die Tochter zur Welt gekommen“, so die heute 68-Jährige.
Eine Mietwohnung in Bad Soden – „ein Gebäude der Nassauischen Heimstätte“ – ist seit 33 Jahren ihr Zuhause. Nach dem Tod des Ehemanns vor drei Jahren hat sie sich an das Alleinsein gewöhnt. Bekannte sind rar, guter Kontakt besteht nur zu Tochter und Sohn.
Erika B. lebt ein bescheidenes, einfaches Leben. Von Witwenrente und Grundsicherung bleiben pro Monat zirka 250 Euro für Lebensmittel und Medikamente. „Und 50 Euro versuche ich immer für die laufenden Kosten auf die Seite zu legen.“
Dass sie seit Ostern dieses Jahres von der Altenhilfe unterstützt wird, sei „etwas sehr Schönes“. Von der bevorstehenden Weihnachtszuwendung will sie sich eine Brille und eine Hose kaufen, vielleicht ein „Stück gutes Fleisch“ für den Feiertagstisch. Sie esse ansonsten eher Suppe – so die nachgereichte, fast entschuldigende Bemerkung.
1956 wird Erika B. in Frankfurt geboren, wo der nordwestlich gelegene Stadtteil Hausen zum Heimatbezirk wird. In dem ehemaligen Mühlendorf lernt sie auch ihren späteren Mann kennen, der sich als Arbeiter zeitlebens in verschiedenen Branchen tummelt.
Nicht nur Tankstellen und Werkstätten sind ihm vertraut – auch zeitweilige Arbeitslosigkeit und alkoholische Rauschzustände. Für drei Jahrzehnte wird ihm schließlich der Bauhof von Bad Soden – „die Grünanlagen waren sein Betätigungsfeld“ – zur festen Bastion und letzten Berufsstation.
Erika B. wohnt weiterhin in jener Wohnung, die von der Stadtverwaltung einst zur Verfügung gestellt wurde. Zu den Feiertagen werden die Kinder zu Besuch kommen. Manchmal fährt sie mit dem Bus nach Höchst, wo die junge Familie lange zu Hause war.
Hobbys? – ein langes Nachdenken, dann ein Verneinen.
Es bleibt die Lektüre von Krimis, Romanen: „Ich lese gerne und viel, schon immer.“ Den öffentlichen Bücherschrank will die 68-Jährige jedenfalls nicht mehr missen. Olaf Velte
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