„Da hat man 46 Jahre lang gearbeitet – und es reicht nicht für das Alter“, sagt Alma T., die in Wiesbaden-Biebrich lebt und alleine von ihrer Rente nicht existieren kann.
Die 71-Jährige bekommt zusätzlich Wohngeld und „hätte ohne die Zuwendungen der Altenhilfe vieles nicht hingekriegt“. Wöchentlich gesteht sie sich 50 Euro für notwendige Einkäufe zu: „Was aber aufgrund der Teuerung kaum funktioniert.“
Die Situation sei heftig – sie will aber nicht klagen, vielmehr zufrieden nach vorne schauen. Als stärkste Belastung empfindet die im Stadtteil Sonnenberg geborene Frau aber eine Bindegewebsschädigung der Hand.
Eine Operation, die keine Besserung gebracht und eine Nervenerkrankung zur Folge habe, liege nun zweieinhalb Jahre zurück. „Ich bin derzeit ständig in therapeutischen Behandlungen, auch regelmäßig im Schmerzzentrum.“ Dass sie danach wegen eines Sturzes die Vorderzähne verloren hat, erwähnt Alma T. nur am Rande.
Ihre Lebensbahn ist geprägt von Berufsalltag, Weiterbildung, dem Kümmern um Mutter und Vater, einer kinderlos scheiternden Ehe. Mit „besten Noten“ wird früh eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau in „dem 1A-Sport-Modegeschäft von Wiesbaden“ absolviert.
Für geraume Zeit wird dann eine Verwaltungsstelle zur Daseinsgrundlage, bevor sich Alma T. komplett neu orientiert. „In der Abendschule habe ich fehlende Schulabschlüsse nachgeholt und tagsüber mein Pensum in sozialen Einrichtungen erledigt.“ Als gelernte Sozialpädagogin arbeitet die strebsame Frau fortan vornehmlich mit psychisch erkrankten Menschen.
Im Alter von 60 Jahren sei dann eine große Erschöpfung gekommen – „ich war völlig ausgelaugt“. Statt einer halben Stelle und Fortsetzung des Berufs trifft sie die „Vollverrentung“ unvorbereitet. Das Altersgeld fällt gering aus.
Heute sei beispielsweise Kulturelles nicht mehr drin. Auch das Freizeitvergnügen als „Leseratte“ ist zu Ende: „Da fehlt mir oft die Konzentration.“ Freude bringt der Naturliebhaberin jedoch das „tief berührende“ Engagement der Altenhilfe. Unlängst habe gespartes Geld die Verkleinerung ihres Holzbettes – „zu groß für mein kleines Schlafzimmerchen“ – durch einen Schreiner ermöglicht.
Die Wiesbadenerin, die früher „viel Spirituelles gemacht hat“ und sich aktuell sehr um den Unfrieden in der Welt sorgt, möchte sich zu Weihnachten neue Gesundheitsschuhe gönnen. Es ist zudem nicht auszuschließen, dass sie wieder einen Dankesbrief an die seit 75 Jahren agierende Altenhilfe auf den postalischen Weg bringen wird. Olaf Velte